Testen, warten, testen: Für Scoccimarro ist es längst die neue Normalität

Judo – Grand Slam: Lessienerin hat Mittel gegen die Quarantäne-Langeweile – Heute im Einsatz

Will aufs Podest: Bevor Giovanna Scoccimarro (l.) auf Gegnerinnen trifft, muss die Langeweile besiegt werden.Foto: IJF

Tel Aviv. Seit Mittwoch steht fest, gegen wen Olympia-Kandidatin Giovanna Scoccimarro heute beim Grand Slam in Tel Aviv (Israel) antreten wird. Sie selbst wusste es da noch nicht. Das Judo-Ass bleibt dabei, die Auslosung nicht direkt zu verfolgen. Derweil ist die Lessienerin, die für den MTV Vorsfelde kämpft, in der neuen Sport-Normalität in Corona-Zeiten angekommen.

Testen, warten, testen, warten, testen, warten, kämpfen. So sieht die neue Normalität von Scoccimarro aus. Nach zwei Corona-Kontrollen vor der Abreise müssen sich die Teilnehmer vor Ort einer weiteren Untersuchung unterziehen und auf ihren Zimmern bleiben, bis ein negatives Ergebnis vorliegt. Sind die Abläufe vor Turnieren schon zur Routine geworden? „Naja, irgendwie schon. Es wird ja immer gleich ablaufen und wir müssen ja auch oft getestet werden“, sagt die 23-Jährige.

Nichts sehen außer Sporthalle und Hotelzimmer – bevor es für die Lessienerin auf die Judo-Matte geht, muss sie den ersten Kampf gegen die Langeweile gewinnen. Ihre Strategie: „Zuletzt in Doha habe ich viel gelesen während der Quarantäne und auch ein wenig Yoga gemacht. Also man kann sich schon gut beschäftigen, auch mit Kartenspielen“, verrät Scoccimarro, die gerade ein Buch des Dalai Lama („Zurück zur Menschlichkeit“) liest.

Zur Routine wird anscheinend auch, dass die Lessienerin vor Wettkämpfen nicht direkt auf die Auslosung schaut. So hatte es das MTV-Ass vor dem Masters in Doha gehandhabt, dann in Katar auf der Matte geliefert, Bronze geholt. „Ich werde es erst einmal so beibehalten.“ Denn: „ So denke ich weniger über die Auslosung nach und ich fand es auch wirklich sehr gut.“

In Tel Aviv ist Scoccimarro als Weltranglisten-Achte an Position sechs gesetzt. Von den Top-Kämpferinnen fehlen in Israel nur die Japanerinnen Yoko Ono und Chizuru Arai. Die Lessienerin hat auf dem Papier als stärkste Konkurrentin Margaux Pinot aus Frankreich in ihrem Pool.

Bevor es heute gegen die Weltranglisten-Dritte gehen könnte, muss die 23-Jährige zunächst die Usbekin Gulnoza Matniyazova besiegen, dann die Gewinnerin des Duells Ai Tsunoda Roustant (Spanien)/Alice Bellandi (Italien) aus dem Weg räumen. Scoccimarro hat jedenfalls ein konkretes Ziel – egal, gegen wen es geht: „Ich will mir wieder eine Medaille erkämpfen.“ Eurosport 1 überträgt heute von 16 bis 18 Uhr live. ums

Wolfsburger Allgemeine, Seite 32, 19.02.2021