Olympia will sich Judo-Ass Scoccimarro nicht mehr nehmen lassen

Duell um Olympia: Giovanna Scoccimarro (v.) hat in der Qualifikations-Rangliste für Tokio gegenüber ihrer nationalen Konkurrentin Miriam Butkereit die Nase deutlich vorn. Auf Japan freut sie sich, auch wenn die Spiele in Zeiten der Pandemie andere sein werden.
Duell um Olympia: Giovanna Scoccimarro (v.) hat in der Qualifikations-Rangliste für Tokio gegenüber ihrer nationalen Konkurrentin Miriam Butkereit die Nase deutlich vorn. Auf Japan freut sie sich, auch wenn die Spiele in Zeiten der Pandemie andere sein werden.

Köln statt Lanzarote, Grand-Slams im Doppelpack ab Monatsende: Das Olympia-Jahr 2021 nimmt für Judo-Ass Giovanna Scoccimarro nach kurzer Ruhephase wieder Fahrt auf. Die Lessienerin, die für den MTV Vorsfelde startet hat ein klares Ziel: Das Ticket für in Tokio will sie nicht wieder hergeben. Sie fiebert Japan entgegen, auch wenn die Spiele in Zeiten der Pandemie andere sein werden.

Normalerweise sollte Giovanna Scoccimarro gerade die Sonne auf Lanzarote genießen – wenn zwischen den Konditionseinheiten dafür Zeit gewesen wäre. Doch das geplante dreiwöchige Trainingslager fürs deutsche Judo-Olympia-Team wurde verlegt. Wegen der Corona-Pandemie. Stattfinden soll es nun im kommenden Monat. Dafür geht’s am heutigen Donnerstag für ein verlängertes Trainingslager-Wochenende nach Köln. Der Blick wird geschärft. Ende März, Anfang April stehen dann zwei Grand Slams auf dem Programm. In Tiflis (Georgien) und Antalya (Türkei) soll die Lessienerin, die für den MTV Vorsfelde startet, dabei sein. Scoccimarros Wunsch für die Wettbewerbe: Konstanz in den Leistungen.

Scoccimarro kann liefern. Selbst, wenn viel auf dem Spiel steht. Wie beim Grand Slam in Düsseldorf 2020. Im internen Duell um den Platz in der Klasse bis 70 Kilogramm mit Miriam Butkereit (TSV Glinde) ging es für die 23-Jährige ums Ticket für Tokio. Die Lessienerin stach die Kollegin aus, gewann Bronze. Ihre Nominierung für Japan war sicher. Doch dann kam die Pandemie, Olympia wurde auf 2021 verschoben. Die Karten werden zwar nicht neu verteilt, aber Scoccimarro darf ihr gutes Blatt aber nicht verspielen.

Es folgten ein frühes Aus bei der EM in Prag (Tschechien) Ende des vergangenen Jahres. Der Druck wuchs, sie lieferte. Die 23-Jährige ließ einen sensationellen Auftritt beim Masters in Doha (Katar) zum Start ins neue Olympia-Jahr 2021 folgen, der ihr Bronze brachte. Dann das ärgerliche Achtelfinal-Aus beim Grand Slam in Tel Aviv (Israel) – hier kam Konkurrentin Butkereit bis ins Finale.

Scoccimarros jüngste vier Wettkämpfe im Telegrammstil zusammengefasst: Medaille – frühes Aus – Medaille – frühes Aus. Und das nervt das MTV-Ass: „Ich frage mich schon, warum bekommst du da nicht so eine Konstante rein? Es ist ja nicht so, dass zehn Wettkämpfe schlecht sind, dann einer wieder gut, dann wieder zehn schlecht.“

Sie muss weiter überzeugen

An der Konstanz arbeitet sie im Training, aber für den Kopf wäre auch etwas anderes wichtig: „Ungefähr zu dieser Zeit vor einem Jahr stand ja schon fest, dass ich zu den Spielen fahre.“ Doch durch die Verschiebung war klar, Scoccimarro kann sich nicht ausruhen, muss weiter überzeugen, die Nase weiter vor Butkereit haben. „Natürlich ist es fest, dass wahrscheinlich ich fahren werde. Aber es beunruhigt trotzdem, dass man noch nicht diese Gewissheit hat: Ja, jetzt ist es deins!“

Ein Blick auf die Olympia-Qualifikations-Rangliste zeigt: Mit 4453 Punkten steht Scoccimarro als Achte im Ranking prima da, auf Platz elf folgt Butkereit mit 3821 Zählern. Damit wären beide qualifiziert, aber nur eine Athletin darf pro Gastnation starten. Bei den kommenden Grand Slams in Georgien und der Türkei werden sich wieder beide Deutschen beweisen müssen. Wie gesagt – wenn es drauf ankam, war die Lessienerin zuletzt zur Stelle. Dass dies so bleibt, daran arbeitet Scoccimarro ab heute in Köln.

„Ich werde einfach froh sein, wenn ich vor Ort sein kann“

Denn Olympia will sie sich nicht mehr nehmen lassen – auch wenn die Spiele in Zeiten der Pandemie andere sein könnten. „Ich kann mir vorstellen, dass wir im Olympischen Dorf definitiv in Quarantäne leben. Natürlich ist es ärgerlich, weil es so schön ist in Japan und Tokio. Aber ich glaube trotzdem, dass ich überwältigt sein werde, ich werde einfach froh sein, wenn ich vor Ort sein kann, wenn ich dieses rare Event erleben kann.“

Wolfsburger Allgemeine, 11.03.2021