Corona-Modellkommune: 2.Versuch!

WOLFSBURG.  Wird Wolfsburg doch noch Modellkommune? Trotz hoher Inzidenzwerte? Die Stadt kämpft weiter dafür.

In der ersten Bewerbungsrunde hatte Wolfsburg eine Absage kassiert. Zu hoch die Inzidenzen, keine Chance, Modellkommune in der Pandemie zu werden. Die Grenze von 100 ist mittlerweile noch deutlicher überschritten (siehe aktuelle Corona-Zahlen unten). Kein Grund allerdings für die Stadt, die bereits nach der ersten Absage vor zwei Wochen angekündigte erneute Bewerbung zurückzuziehen.

OB hält Notbremse des Bundes für richtig – kritisiert aber 100er-Grenze

Die Corona-Schutzverordnung gibt den Kommunen die Möglichkeit, unter bestimmten Voraussetzungen, darunter die Inzidenz unter 100, vorsichtige Lockerungsstrategien einzuleiten.

Oberbürgermeister Klaus Mohrs unterstreicht. „Ich halte die geplante Bundesnotbremse für wichtig und richtig. Das starre Festhalten an einer Inzidenzgrenze von 100 halte ich jedoch für fragwürdig und könnte mir durchaus vorstellen, auch bei höheren Inzidenzen mit guten Konzepten modellhafte Öffnungen zuzulassen. Das habe ich auch schon in der Vergangenheit mehrfach betont.“

Was Mohrs ärgert: „Das Impftempo allein in unserem Impfzentrum könnte vervielfacht werden, wenn eine deutlich höhere Zahl an Impfstoffmengen ankäme.“

Warten auf breiten Einsatz der PassGo-App

Als Teststationen für jedermann gehen jetzt auch die Sportvereine an den Start. Der VfB Fallersleben hat diese Woche den Testbetrieb aufgenommen. Der MTV Vorsfelde startet in der kommenden Woche. Lutz Hilsberg: „Es ist ein riesiger Aufwand, aber wir sind alle hochmotiviert. Schön wäre allerdings, wenn wir endlich die Freigabe für die PassGo-App bekämen. Das würde vieles noch einfacher machen und wir hätten die Zettelwirtschaft nicht.“ Die Autostadt arbeite bereits mit der PassGo-App, jetzt müsste man auch die Vereine damit ausstatten, so der MTV-Vorstand.

Zwar ist die Inzidenz aktuell wieder unter 200 gesunken, allerdings ist sie immer noch viel zu hoch. Die Stadt gibt auch zu bedenken dass jetzt binnen sieben Tagen 245 Neuinfektionen festgestellt wurden, aber nur 30 davon durch Schnelltests.

Kontaktnachverfolgung mit 40 Kräften

Wo kommen die Infektionen her? Wo steckt man sich an? Um das herauszufinden, hat die Stadt inzwischen nach eigener Aussage 40 Personen bei der Kontaktnachverfolgung eingesetzt. Fest steht, dass in Wolfsburg wie anderswo auch nach Ostern die Zahlen in die Höhe schnellten.

Die Appelle der Kanzlerin und von anderen, zuhause zu bleiben, nicht zu verreisen, keine privaten Kontakte zu haben, scheinen also vielfach verpufft zu sein. Und es wird sich auch in Wolfsburg noch am Arbeitsplatz angesteckt, so eine weitere Erkenntnis. Dies soll nun auch mit der Testung am Arbeitsplatz eingedämmt werden. Beschäftigte sollen sich freiwillig einmal pro Woche, so hat es das Bundeskabinett jüngst beschlossen, auf Kosten des Arbeitgebers testen lassen können. Der Mittelstand hat bereits angekündigt, dagegen zu klagen …

Stadt arbeitet auch mehrsprachig – alle Gruppen sollen erreicht werden

Werden alle Gruppen und Bevölkerungskreise in Wolfsburg erreicht? In sozialen Kanälen und auch in Leserbriefen wird gemutmaßt, dass beispielsweise Gruppen mit Migrationshintergrund keine Kenntnis der Corona-Auflagen hätten oder diese ignorierten. Die Stadt erklärt hierzu: Vor Moscheen und Gottesdiensten schnellzutesten sei eine Option. Mit Blick auf Verständlichkeit und Sprache beim gesamten Prozedere rund um Testung und Quarantäne unterstreicht die Stadt: „Positiv getestete Personen werden zunächst von Mitarbeitenden des Infektionsschutzes befragt. Sie werden im Verlauf der Absonderung weiterhin kontaktiert. Das ist schon deswegen erforderlich, weil von hier die Beendigung der Absonderung entschieden werden muss. Wenn erforderlich, werden Sprachmittler*innen einbezogen.“ Informationsblätter würden seitens der Stadt in verschiedenen Sprachen vorliegen.

Wolfsburg ist eine Stadt, in der 150 Nationen leben. Sie ist darauf angewiesen, dass jeder, jede bei der Bekämpfung der Pandemie mithilft. Dies unterscheidet die Stadt allerdings nicht von anderen in ganz Deutschland und auf der Welt.

Wolfsburger Nachrichten, 15.04.2021