Unter diesem Deutschland-Trikot schlägt ein Three-Lions-Herz!

Fußball-EM: Löw-Elf spielt in Wembley gegen England – Besonderes Spiel für Vorsfeldes Handballer Paul Mbanefo

Von Maik Schulze
Ein Handballer im Fußballfieber: Paul Mbanefo vom Oberligisten MTV Vorsfelde drückt England (r.) die Daumen, trägt dabei aber ein Trikot der deutschen Nationalmannschaft (l.).fotos: DPA (2)/Privat

Wolfsburg. England gegen Deutschland! Was für ein Klassiker, was für ein Hit! Weil Leon Goretzka Jogis Jungs mit seinem 2:2 gegen Ungarn ins Achtelfinale schoss, steigt vorm Duell am Dienstag schon jetzt der Fan-Puls – auch der von Paul Mbanefo. Das Besondere am Handballer des MTV Vorsfelde: Er hat einen englischen Vater – und liebt das Leben in Deutschland.

Internationaler Lebenslauf

Polen, England, Norwegen, Spanien und Deutschland – was fast wie eine Vorrunden-Gruppe bei der Fußball-EM klingt, sind die Länder, die im Lebenslauf von Mbanefo auftauchen. Seine Mutter ist Polin, der Vater Engländer. Er hat auch in Norwegen und Spanien Handball gespielt – und trägt seit 2020 das Trikot des MTV Vorsfelde. „Deutschland war immer mein Ziel, hier möchte ich auch leben“, sagt der 26-Jährige.

Am Mittwoch fieberte er auch mit Jogis Jungs gegen Ungarn mit, hatte sich dabei ein ganz spezielles Achtelfinal-Spiel gewünscht: „Ich wollte England gegen Deutschland.“ Das Land seines Vaters im Spiel gegen seine neue Heimat. Dank des späten Tores von Goretzka zum 2:2-Endstand bekommt er es. Doch für wen schlägt dann das Herz des Europa-Reisenden?

Klar, sein Lieblingssport ist Handball, er hat im Ausland in den zweithöchsten Ligen gespielt, geht jetzt für Vorsfelde in der Oberliga auf Torejagd. Aber auch Fußball gehört zu seinem Leben. „Mein Vater war begeisterter Kicker und Trainer. Seitdem ich in Wolfsburg lebe, verfolgt er den VfL. Vielleicht können wir hier mal gemeinsam ein Champions-League-Spiel sehen“, sagt Mbanefo.

Zuvor sehen sich beide aber das EM-Achtelfinale zwischen den Three Lions, wie Englands Nationalelf genannt wird, und Deutschland an. Nicht in London. Das Wolfsburger Wohnzimmer des 26-Jährigen wird zum Wembley-Stadion, Papa Mbanefo via Facetime dazu geschaltet. „Ich will seine Reaktion sehen, er meine – das wird lustig.“ Und auf jeden Fall mit einer Überraschung beginnen. „Ich werde das Spiel im Deutschland-Trikot verfolgen – das habe ich meiner Freundin versprochen“, berichtet der MTV-Handballer und verrät: „Mein Vater sagt, dass England diesmal gewinnt, aber da bin ich anderer Meinung. Am besten wäre ein Remis, aber das geht ja nicht. Also tippe auf 2:1 für Deutschland.“

Wobei er betont: „Mein Herz wird immer für England schlagen, ich drücke dem Team auch die Daumen. Aber bisher bin ich unzufrieden mit den Auftritten. Es fehlt die Action. Wenn sie ein Tor machen, spielen sie danach auf Sicherheit – langweilig!“ Bei den Deutschen gab es bislang alles – nur keine Langeweile. „Und ich glaube, sie werden bei dieser EM ganz weit kommen.“

Das gilt übrigens definitiv nicht für Polen. Die Heimat seiner Mutter, deren Staatsbürgerschaft der Wolfsburger besitzt, musste als Gruppenletzter die Segel streichen. „Auch da habe ich mitgefiebert, aber schon geahnt, dass es in dieser Gruppe schwer wird.“

…und dann zum Training

Er behielt Recht. Und wenn er das auch am kommenden Dienstag hat, dann wird er sicherlich kurz darauf auf glückliche Vorsfelder Mitspieler treffen. „Gut, dass die Partie um 18 Uhr beginnt, dann kann ich danach noch zum Handball-Training…“

Wolfsburger Allgemeine, Seite 36, 25.06.2021