Vorsfeldes Judo-Ass verliert im Kampf um Platz 3 in der Verlängerung nur hauchdünn gegen die Niederländerin Sanne van Dijke.
War das knapp, war das bitter! Es fehlte nur ganz, ganz wenig und Giovanna Scoccimarro hätte ihre ersten Olympischen Spiele mit der Bronzemedaille gekrönt. Das Judo-Ass des MTV Vorsfelde verlor im Kampf um Platz 3 am Mittwochmittag um 12:38 Uhr deutscher Zeit gegen die Weltranglisten-Dritte Sanne van Dijke aus den Niederlanden. Bis dahin hatte die 23-Jährige, die aus Ehra-Lessien im Kreis Gifhorn stammt, in der Klasse bis 70 Kilogramm einen ganz starken Tag hingelegt.
Los ging’s mit einem Sieg gegen die Venezuelanerin Elvismar Rodriguez. Mit einer Fußtechnik, die als Waza-Ari gewertet wurde, ging die U21-Weltmeisterin von 2017 früh in Führung – und die gab Scoccimarro trotz einfacher Verwarnung (Shido) nicht mehr her.
Diesmal geht’s gegen Coughlan fix
Im Achtelfinale wartete dann die Australierin Aoife Coughlan, gegen die Scoccimarro nach einem mehr als zwölf Minuten dauernden Kampf bei der WM frühzeitig ausgeschieden war. Doch dieses Mal zeigte sich die Vorsfelderin viel aktiver und hochkonzentriert. Mit einer Außensichel hatte die Vorsfelderin Coughlan bereits nach 65 Sekunden auf der Matte – Sieg durch Ippon. Scoccimarro ballte die Faust, verbeugte sich und ballte sie noch mal.
Im Poolfinale ging es fast schon wie erwartet gegen die Favoritin aus Japan, Chizuru Arai, die den Vorzug vor Yoko Ono, Nummer 1 der Welt erhalten hatte. Scoccimarro hielt richtig gut mit, hatte auch ihre Chancen, um zum Wurf anzusetzen. Es war ein richtig enger Kampf. In den letzten 60 Sekunden gelangen Arai dann allerdings zwei Wertungen (Waza-Ari), mit denen sie sich 39 Sekunden vor Ablauf der regulären Zeit vorzeitig den Sieg schnappte.
Nervenaufreibender Hoffnungsrunden-Auftakt
Vorbei war das Turnier hier noch nicht, es ging in die Trost- oder besser in die Hoffnungsrunde. Scoccimarros Weg führte bei ihren ersten Olympischen Spielen nun über die Griechin Elisavet Teltsidou, die überraschend die Top-Französin Margaux Pinot rausgeworfen hatte.
Die Griechin, Nummer 28 der Welt, ging äußerst aggressiv in den Kampf, holte sich für ungestümes Vorgehen nach 20 Sekunden den ersten Shido ab. Teltsidou blieb aber gefährlich, auch wenn sie sich nach der zweiten Verwarnung nach 1:42 Minuten deutlich beherrschter zeigen musste. Scoccimarro hatte einige gute Aktionen, eine entscheidende Wertung gelang ihr nicht.
Und so ging es in die Verlängerung (Golden Score), wo das MTV-Ass gleich verwarnt wurde. Es wurde ein Nervenspiel, die Griechin schindete immer wieder Zeit, wirkte immer platter. Nach 2:42 im Golden Score hatte Scoccimarro ihre Gegnerin überlistet – Sieg per Ippon, die 23-Jährige schrie ihre Freude heraus. Der Traum von Bronze lebt somit weiter.
Nach 11:44 Minuten platzt der Bronze-Traum
Es fehlte noch ein einziger Sieg zur olympischen Medaille für die U21-Weltmeisterin von 2017. Gegen van Dijke war es ein Kampf auf des Messers Schneide, Scoccimarro war die aktivere Kämpferin, auch im Golden Score. Nach fast sieben Minuten hatten beide Kämpferinnen zwei Shidos kassiert, ein dritter hätte das Aus bedeutet.
Doch vor allem bei der Vorsfelderin schienen die Kräfte mehr und mehr zu schwinden, und so setzte die Niederländerin zur entscheidenden Wertung an, siegte nach insgesamt 11:44 Minuten per Ippon. Gold sicherte sich die Japanerin Arai im Finale gegen Michaela Polleres aus Österreich.
Samstag geht’s mit dem Mixed-Team weiter
Scoccimarro hat nach ihrem Einzelauftritt am Mittwoch eine zweite Medaillenchance, auch wenn es mit der ersten Einzelmedaille für den MTV und der ersten eines Wolfsburger Einzelsportlers seit 1988 (VfL-Judoka Frank Wieneke holte in Seoul Silber) nichts wurde. Am frühen Samstagmorgen geht’s um 4 Uhr deutscher Zeit im Mixed-Team-Wettbewerb zunächst im Achtelfinale gegen das olympische Flüchtlingsteam.
Wolfsburger Nachrichten, 28.07.2021