Handball-Derby zwischen MTV und VFB elektrisiert die Massen

So war’s im Hinspiel Mitte April: Die Tribünen in der Sporthalle am Windmühlenberg in Fallersleben waren voll besetzt. Hier kommt Vorsfeldes Yannik Schilling frei zum Wurf, das bessere Ende mit dem 25:24-Sieg hatte jedoch der VfB. 

In der Oberliga kommt es am Samstag zum zweiten Mal zum Aufeinandertreffen beider Teams. Der Sieger hat gute Chancen auf Tabellenplatz 3.

Bahnt sich die Wachablösung an? Oder kontert der Platzhirsch? Im Duell zwischen dem MTV Vorsfelde und dem VfB Fallersleben geht es am Samstag (18.30 Uhr) um die Handball-Vorherrschaft in der Region. Der Sieger des Derby-Rückspiels kann die Oberliga-Saison als Dritter abschließen und die Nummer 1 in Wolfsburg werden. Der MTV erwartet eine voll besetzte Halle im Eichholz, der Ansturm auf die Karten begann schon vor Wochen.

Über mehr als zwei Jahrzehnte gab es im Wolfsburger Handball eine klare Rangordnung. Der MTV Vorsfelde stand über allem, hatte die Vormachtstellung unangefochten inne. Die Eberstädter schafften es bis in die 3. Liga. Zu der Zeit hatte sich der VfB Fallersleben gerade aus der Bezirksliga in die Landesliga und kurz darauf in die Verbandsliga hochgearbeitet. Damals schon zeichnete sich ab, dass den Vorsfeldern ein Rivale erwachsen würde. Seit zwei Jahren nun spielen MTV und VfB in der gleichen Liga. Das erste Derby fand im April dieses Jahres statt. Fallersleben unterstrich mit einem 25:24-Heimerfolg seine Ambitionen, die Vormachtstellung der Vorsfelder zu brechen.

Doch kampflos räumt der MTV den Thron nicht. Die Eberstädter sind bereit, zurückzuschlagen. „Das Hinspiel haben wir unglücklich verloren“, sagt Vorsfeldes Mannschaftsführer Marius Thiele. „Zu Hause wollen wir es besser machen. Wir haben Platz 3 im Fokus.“ Aktuell sind MTV und VfB verlustpunktgleich Dritter und Vierter. So kurz vor Saisonende ist es sehr wahrscheinlich, dass der Derbysieger auch Oberliga-Dritter wird.

Das direkte Duell hätte kaum besser gelegt werden können. Denn die Kontrahenten sind nicht nur verlustpunktgleich, beide sind auch in absoluter Topform. Die „Lions“ gewannen sieben ihrer letzten acht Partien, nur gegen Meister SF Söhre verlor der VfB. „Wir spielen uns immer besser ein, haben Fahrt aufgenommen“, betont Fallerslebens Kapitän Kris Behrens. Lokalrivale Vorsfelde steht dem in nichts nach. Die „Razorbacks“ fuhren zuletzt sechs Siege in Serie ein. „Wir haben über Wochen hinweg gut gearbeitet, schwierige Phasen gemeistert“, erklärt Thiele. „Mit jedem Sieg ist unser Selbstvertrauen gewachsen.“

Ein Favorit im Duell der formstärksten Oberliga-Teams ist kaum auszumachen. „Kleinigkeiten werden entscheiden, die Mannschaften sind auf Augenhöhe“, sagt Fallerslebens Behrens. Dessen MTV-Pendant Thiele erklärt: „Der VfB ist ein dicker Brocken, den wir aus dem Weg zu räumen haben. Das Spiel ist völlig offen.“

Schon jetzt, in seiner zweiten Auflage, ist die Begegnung ein Klassiker – oder zumindest auf dem besten Weg, einer zu werden. „Früher waren es die Duelle mit dem TuS Vinnhorst oder Söhre, jetzt ist Fallersleben einer der Gegner, die wir uns im Spielplan anstreichen“, sagt Thiele. Auch im Umfeld der beiden Teams macht sich Derby-Begeisterung breit. Der Kartenvorverkauf lief stürmisch an, die Eberstädter erwarten ein ausverkauftes Haus. „Das ist eines der ganz großen Spiele. Die Halle wird voll sein, das Rahmenprogramm aufwendig“, sagt Thiele. Behrens bringt es auf den Punkt: „Es wird rumsen – auf dem Spielfeld und auf den Rängen.“

Vorsichtiger als die Mannschaftsführer äußern sich die Trainer beider Vereine. „Das Derby hat eine gewisse Brisanz, die aber mannschaftsextern besteht“, sagt MTV-Coach Daniel Heimann. „Für mich geht es nicht um Vorherrschaften, sondern darum, Werbung für den Handball zu machen.“ Auch Trainerkollege Mike Knobbe spielt die Bedeutung des Derbys herunter. „Das Duell ist ein Highlight, aber die Handball-Vorherrschaft ist für mich kein Thema.“

Personell sind beide Mannschaften in ähnlichem Maße eingeschränkt. Die Vorsfelder wurden von einer Erkältungswelle erwischt, schleppten sich durch die vergangenen zwei Trainingswochen. „Einige sind noch angeschlagen“, berichtet Thiele. Insbesondere Michel Sperling traf es schwer, der Nachwuchsmann ging erkältet in die Begegnung mit Börde und ist noch immer nicht wieder fit. Fallersleben blieb verschont von Krankheiten, muss aber auf Rückraum-Shooter Tim Schroeter verzichten, dessen Saison aufgrund eines Bänderrisses beendet ist. Als Ersatz auf Halblinks steht Kapitän Behrens bereit. Der VfB-Leader kann allerdings aus beruflichen Gründen die komplette Vorbereitungswoche nicht trainieren. „Das ist nicht ideal“, sagt Behrens. „Aber es ist nicht das erste Mal, dass ich ohne Mannschaftstraining in einen Spieltag gehe.“

Die Vorsfelder werden den Derby-Rahmen nutzen, um den zum VfB gewechselten Bert Hartfiel offiziell zu verabschieden. Der Linkshänder war vor der Saison vom MTV nach Fallersleben gegangen, nun holen die MTV-Verantwortlichen die Verabschiedung nach. Neben Hartfiel stehen am Samstag Hannes Bransche und Marco Frerichs. Sie verlassen Vorsfelde zum Saisonende.

18.05.2022 Wolfsburger Nachrichten, Kylian Symalla