Neue Diskussionsplattform für Wolfsburgs Vereine gestartet

Sportdezernentin Monika Müller und MTV-Vorsfelde-Vorsitzender Lutz Hilsberg gehörten zu den ersten Gäste auf dem Podium des vom VfB Fallersleben initiierten neuen Wolfsburger Sportgesprächs.

Auf Initiative des VfB Fallersleben gibt es mit dem Wolfsburger Sportgespräch eine Diskussionsrunde für Sportvereine. So lief der Start.

In Zeiten knapper, nicht nur kommunaler Kassen ist Hilfe zur Selbsthilfe und Austausch untereinander wichtiger denn je für die kleinen und großen Sportvereine unserer Stadt. Zu diesem Zweck hob der VfB Fallersleben das Wolfsburger Sportgespräch aus der Taufe. Die fast zweistündige Auftaktveranstaltung fand am Dienstagabend im Nachbarschaftstreff der Neuland in Detmerode statt und gab den etwa 40 Gästen Einblicke in wichtige Themen wie moderne Vereinsstrukturen und zukunftsträchtige Aufgabenfelder.

Als Redner hatten die Fallersleber einen Vertreter des renommierten Hannoveraner Traditionsvereins Turn-Klubb Hannover eingeladen. Da Vorstandsvorsitzender Hajo Rosenbrock kurzfristig erkrankt war, vertrat ihn Mitarbeiter Thorben Steguweit und gab einen Einblick in die Struktur des TKH mit seinen 6950 Mitgliedern, 115 hauptamtlichen Mitarbeitern, 350 Übungsleitern und seinem Jahresumsatz von 5,2 Millionen Euro.

Während des Vortrags wurde schnell klar, dass die Überlebenschancen der Großvereine mit herkömmlichem Angebot rapide sinken würden. Im Wettbewerb mit immer neuen Freizeitmöglichkeiten müsse sich ein Klub entsprechend positionieren und dürfe keine Scheu vor Neuem haben. „Ein Sportverein muss heutzutage bedarfsorientiert, anpassungsfähig, zukunftsfähig und veränderungsbereit sein. Ein niedrigschwelliger Zugang ist erforderlich“, sagte Steguweit. Das gilt auch für kleine Klubs.

Schulträgerschaften als Standbein

Anhand seines TKH zeigte er Beispiele auf. Die Hannoveraner versuchen demnach im großen Stile mit Angeboten an Schulen, die Kinder und Jugendlichen für Sport und Bewegung zu begeistern. Mit hauptamtlichem Personal unterhalte der TKH Trägerschaften mit sechs Ganztagsschulen. „Insgesamt sind es 1000 Kinder, die wir betreuen.“ Dabei handele es sich um bezahlte Trägerschaften. Was nicht bedeute, dass die Vereine nun auf Kommerz ausseien. Aufgrund ihrer Gemeinnützigkeit bleibe die schwarze Null und somit ein finanziell gesunder Verein ohnehin das Ziel.

Kooperationen mit Kindertagesstätten und AG-Angebote an Schulen seien weitere Maßnahmen, um auch junge Mitglieder und deren Familien zu gewinnen. Dem Beispiel des bekannten Berliner Basketball-Vereins Alba Berlin folgend, hat der TKH das Projekt „Sport vernetzt“ für Hannover aufgegriffen. Für sozial benachteiligte Familien sollen durch Kooperationen mit Schulen, Kitas, Quartieren und Kommunen Sportangebote entstehen.

Zuschüsse aus LSB-Topf für Aktionen

Außerdem wiesen Steguweit und Wolfsburgs Stadtsportbund-Vorsitzender Timo Kaupert, der zur anschließenden Podiumsdiskussion geladen war, ausdrücklich auf das Aktionsprogramm „Startklar in die Zukunft“ des Landessportbundes (LSB) hin. Der besitzt einen Topf mit 8,9 Millionen Euro, um „ein- oder mehrtägige Sport- und Bewegungscamps oder offene Veranstaltungen für Kinder und Jugendliche bei Sportvereinen, Sportbünden und Landesfachverbänden zu fördern“, wie es auf der Internet-Seite der Sportjugend Niedersachsen heißt. Anträge für die Fördermittel können interessierte Vereine noch bis zum 31. Dezember 2022 stellen.

Zusammen mit Sportdezernentin Monika Müller und Lutz Hilsberg, dem Vorsitzenden des MTV Vorsfelde, kam nach dem Vortrag noch – jedoch erst langsam – eine Podiumsdiskussion in Gang, bei der das aus Wolfsburger Politikern und Vereinsvertretern bestehende Publikum Fragen stellen durfte.

Sportgespräch kein exklusives VfB-Projekt

„Wir sehen das Wolfsburger Sportgespräch nicht als VfB-Veranstaltung, sondern als Plattform für den Wolfsburger Sport und als Gesamtaufgabe aller Wolfsburger Großsportvereine“, sagte VfB-Vorsitzender Nicolas Heidtke. Kaupert nahm den Ball auf und kündigte an, dass der Stadtsportbund demnächst auch als Gastgeber fungieren werde. Und Müller machte sogleich zwei Vorschläge für Diskussionsthemen: „Zum einen Inklusion und zum anderen Sport und Gesundheit liegen mir am Herzen.“

Wolfsburger Nachrichten, 03.06.2022