Marius Thieles Treffen mit der eigenen Vergangenheit

Für Vorsfeldes Kapitän ist das Derby bei Warberg/Lelm eine ganz besondere Oberliga-Partie

Heute...: Marius Thiele ist Kapitän in Vorsfelde.                                              <b>Helge Landmann</b>                                              regios24
Früher...: Marius Thiele im Warberger A-Jugend-Trikot.                                              <b>Priebe</b>                                              rs24
FRÜHER…: Marius Thiele im Warberger A-Jugend-Trikot. Priebe rs24

Kilian Symalla

Vorsfelde Ob Marius Thiele im Falle eines MTV-Derby-Sieges am Samstag die Ausladung vom Weihnachtskegeln droht? Kaum vorstellbar, dass die ehemaligen Teamkollegen beim HSV Warberg/Lelm so weit gehen würden. Doch der Ausgang des ersten Nachbarschaftsduells in der Oberliga zwischen den Handballern des HSV und MTV Vorsfelde wird für Gesprächsstoff sorgen beim alljährlichen Kegeltreffen im Dezember. Mit Punkte-Geschenken wird sich der MTV Vorsfelde bei Warberg/Lelm vermutlich nicht bedanken, aber vielleicht zeigen sich die Eberstädter auf andere Art erkenntlich.

Denn in gewisser Weise steht der MTV in der Schuld beim HSV. Warberg ist verantwortlich für die gute handballerische Ausbildung, die zwei Stammkräfte genossen haben: Die Brüder Janis und Marius Thiele wurden in der Warberger Talentschmiede geformt. Ersterer wird das Derby aufgrund einer langwierigen Ellbogenverletzung nicht bestreiten können, Marius wird den MTV als Kapitän aufs Feld führen.

2013 schloss sich Marius Thiele den Vorsfeldern an. Bei den Eberstädtern bot sich dem damals aufstrebenden Rückraumspieler die Gelegenheit, Drittliga-Handball zu spielen. Für Thiele war der Wechsel der logische nächste Schritt. Mit 23 Jahren war er bereit für höhere Aufgaben. Empfohlen hatte sich der Rechtshänder in seinen Einsätzen für Warberg. Thiele hatte alle Jugendmannschaften des HSV durchlaufen und den Übergang von der A-Jugend zum Männer-Handball geschafft. „Ich habe meine Jugend in der Nord-Elm-Halle verbracht“, erinnert sich Thiele. „Dort bin ich handballerisch aufgewachsen.“

Das gilt auch für seinen vier Jahre jüngeren Bruder Janis. Die Verbundenheit zu Warberg geht jedoch weiter zurück. Vater Jürgen Thiele, heute Co-Trainer in Vorsfelde, war lange Zeit Coach beim damaligen MTV Warberg, der sich später mit dem TSV Lelm zum HSV zusammenschloss. Die Familie Thiele stammt aus der Region und ist weiter dort zu Hause. Auch „Razorbacks“-Kapitän Marius Thiele ist mittlerweile wieder fest im Landkreis Helmstedt verwurzelt, hat in der Region gebaut. „Für mich ist die Begegnung beim HSV ein Heimspiel“, sagt er. Wann immer es die eigenen Spieltermine zulassen, schaut die Familie Thiele in Süpplingen, in der Nord-Elm-Halle, vorbei. „Wir kommen gerne zu den HSV-Heimspielen, treffen alte Weggefährten“, erklärt Thiele. Der Kontakt zu den ehemaligen Teamkollegen besteht weiterhin.

Zur Tradition ist ein seit einigen Jahren stattfindendes Weihnachtskegeln geworden. Kurz vor Heiligabend treffen sich hierzu Ehemalige aus dem Warberger Handball-Zirkel. „Das ist ein schönes Zusammenkommen“, sagt Thiele. Anders als in den Vorjahren wird der MTV-Kapitän diesmal mit einem Pflichtspiel-Ergebnis gegen den HSV im Gepäck anreisen. Ein vorzeitiges Weihnachtsgeschenk an den Jugendverein schließt Thiele aus. „Die Freundschaft pausiert für 60 Minuten“, betont der Vorsfelde-Kapitän.

Nicht ausgeschlossen ist, dass Warberg/Lelm gar nicht angewiesen ist auf Geschenke des MTV. Der Aufsteiger hat sich in den ersten acht Partien durchaus profilieren können. Gegen Stadtoldendorf, Fallersleben und Duderstadt fuhr der HSV Heimsiege ein. „Das sollte Warnung genug für uns sein“, sagt Thiele. „Zu Hause ist Warberg/Lelm sehr stark. Da werden sie noch für Überraschungen sorgen.“ Den Liga-Neuling zeichne das Tempospiel aus, erklärt Thiele. „Das ist eine junge, dynamische Truppe. Wenn der HSV ins Laufen kommt, ist er nur schwer aufzuhalten.“

HSV Warberg/Lelm – MTV Vorsfelde, Samstag, 19 Uhr.

Wolfsburger Nachrichten, Seite 31, 10.11.2022.