Ein Seuchenjahr: Der Torjäger des MTV Vorsfelde muss sogar wieder laufen lernen

Kaum zu halten: Doch jetzt wird MTV-Torjäger des Handball-Oberligisten MTV Vorsfelde erneut durch eine schwere Verletzung ausgebremst.

Ob er weitermacht, wird er des Öfteren gefragt? Kein Wunder, nachdem Jakob Nowak zwei schwere Verletzungen am Stück hinnehmen musste. Doch der Handballer des Oberligisten MTV Vorsfelde ist nicht nur ein Torjäger, sondern auch ein Kämpfer, wie seine Antwort auf diese Frage zeigen wird.

Vorsfelde. Er ist wurfgewaltig, hat einen Torinstinkt und ist auch in der Deckung ein Hüne. Jakob Nowak ist Leistungsträger beim Handball-Oberligisten MTV Vorsfelde. Dem Kraftpaket mit dem Gardemaß von 1,97 Meter hängen die Abwehrspieler am Trikot, halten können sie den 25-Jährigen meistens nicht. Doch zwei schwere Verletzungen haben Nowak ausgebremst. Jetzt muss er sogar wieder das Laufen lernen.

Ein Seuchenjahr

Sein Team steckt in einem Seuchenjahr. „So etwas habe ich noch nie erlebt“, sagt der Vorsfelder. „Wenn bei 14 Leuten vier Mann monatelang ausfallen, ist das nicht aufzufangen.“ Die Erwartungen, die der MTV hatte, lassen sich so nicht erfüllen. „Wenn du teilweise mit acht Mann spielst, nur zweimal wechseln kannst – da tun mir die Jungs leid, weil sie es ausbaden müssen, das zu Unrecht abbekommen.“ Sagt der, der zuletzt am meisten abbekommen hat.

Zwei schwere Verletzungen

Die Sache mit dem Seuchenjahr – sie trifft vor allem auf den Rechtshänder zu. Vorsfeldes Nummer 79 kehrte erst im vergangenen September zurück nach einem Knorpelschaden im Knie, dann riss er sich am letzten Januarabend ohne Fremdeinwirkung im Training die Achillessehne. Dabei verkraftete Nowak die jüngste Verletzung tatsächlich besser. „Weil ich direkt wusste, dass da etwas Schlimmes passiert war.“ Bei der ersten Verletzung „hatte ich ja die Hoffnung, dass ich am nächsten Wochenende wieder spielen kann.“ Dann kam das niederschmetternde MRT-Ergebnis. „Da war die Realität dann die Schwierigkeit. Dass auf einmal die Erkenntnis kam: Das war es jetzt erst einmal.“

Seit 2020 in Vorsfelde

Nowak kam zu Zeiten der Corona-Pandemie 2020 zum MTV, lebt seit rund einem Jahr auf dem Köhlerberg in Wolfsburg. Das Pendeln vom Studienort Magdeburg nach Vorsfelde ist damit vorbei. Im September begann er bei Volkswagen, schrieb seine Masterarbeit berufsbegleitend. Seit vergangenen Freitag ist sein Studiengang Integrated Design Engineering abgeschlossen, nun arbeitet er bei VW in der Elektronikentwicklung. „Ich bin froh, dass mit dem Studium auch einiges an Stress wegfällt.“

Aufgewachsen in Hannover

Aufgewachsen ist er in Hannover, seine beiden älteren Brüder spielten Fußball. „Ich wurde als Erster zum Handball gesteckt, war da mit drei, vier Jahren dabei – und kam nicht mehr weg“, sagt der Rückraum-Hüne mit einem Schmunzeln. Später folgte ihm auch seine jüngere Schwester. Talent hatte er, schaffte es bis in die 3. Liga, spielte da für die Youngsters des SC Magdeburg und später dann beim Northeimer HC, ehe es ins Eichholz ging. Hat er zu Magdeburger Zeiten nicht mal mit einer Profikarriere geliebäugelt? „Wer würde das nicht tun?! Aber ich habe relativ schnell gemerkt, dass es für ganz oben nicht reicht. Ab da stand das Studium schon im Vordergrund.“ Unglücklich klingt Nowak nicht, wenn er das sagt.

Den Spezialschuh ist er los

Doch zurzeit ist überhaupt nicht an Handball zu denken, aber der 25-Jährige schuftet hart fürs Comeback. Die ersten acht Wochen mit dem Spezialschuh waren schwer. „Man sitzt viel, ist auch bei Kleinigkeiten auf Hilfe angewiesen. Das frustriert.“ Aber: „Die Hoffnung habe ich nie verloren.“ Seit vier Wochen ist der Torjäger den Schuh los. Allerdings: „Wenn der Fuß so lange ruhig gestellt ist, muss man erst wieder laufen lernen“, sagt Nowak.

Im Trauzeugen-Einsatz

So oft es geht, ist er bei der Mannschaft, sieht sich die Spiele an. Am Samstag (18.30 Uhr) wird er gegen die HSG Schaumburg-Nord fehlen, er ist als Trauzeuge gefragt – und sogar manchmal ganz froh, wenn er nicht auf der Tribüne sitzt: „Die Lust auf Handball ist dann noch größer. Wenn ich dann weiß, dass es bei mir noch längerer dauert, ist das manchmal nicht förderlich, weil ich denke: Sch…, ich bin schon wieder verletzt.“

„Machst du weiter?“

Wieder verletzt, zweimal schwer am Sprungbein in Folge. „War es das jetzt oder machst du weiter?“ Die Frage wird ihm öfter gestellt. „Ich habe mich dafür entschieden, einen letzten Anlauf zu wagen, ich will noch mal angreifen. Aber wenn wieder was passiert, muss man leider der Realität ins Auge blicken.“ Momentan sehe es ganz gut aus. „Und dann hoffe ich, dass ich schmerzfrei angreifen kann und alles für die nächsten Jahre hält. Ansonsten muss ich auf meinen Körper hören.“

Der coole Onkel

Er kennt seinen Körper gut, ist oft im Fitnessstudio. „Auch, wenn ich nicht verletzt bin“, sagt er lachend. Kraftsport ist seine zweite große Leidenschaft. Ansonsten verbringt er gern Zeit mit Freuden. Und: „Meine Brüder haben jeweils schon zwei kleine Kinder. Die besuche ich gern und freue mich, dass ich der coole Onkel sein kann.“

„Kein Selbstläufer“

Ist er wieder fit, wird es mit Vorsfelde in der kommenden Saison um die Quali für die Regionalliga gehen, deren Einführung am 13. Mai verabschiedet werden soll. „Die Qualifikation wird kein Selbstläufer und da ist es wichtig, eine funktionierende, gesunde, fitte Truppe zu haben. Ich glaube aber, dass wir da gut aufgestellt sind.“ Nowak will irgendwann wieder dazugehören – und arbeitet weiter hart am Comeback.

VfB auswärts, VfL zu Hause

In der Oberliga-Tabelle steht der VfB Fallersleben jenseits von Gut und Böse, doch am Samstag (18 Uhr) greift das Team von Coach Mike Knobbe noch einmal in den Titelkampf ein. Es geht zu Spitzenreiter Handball Hannover-Burgwedel, der die Tabelle mit zwei Punkten Vorsprung vorm MTV Großenheidorn anführt. Die Oberliga-Handballerinnen des VfL Wolfsburg haben letzte Zweifel am Klassenerhalt ausgeräumt, erwarten am Samstag (18 Uhr) die HSG Heidmark.

Von Maik Schulze, WAZ 05.05.2023