Verein(t) gegen sexualisierte Gewalt im Sport: Reiner Sonntag von der Sportjugend Niedersachsen übergibt die Auszeichnung an den Vorstand des MTV Vorsfelde:
Quelle: privat

Maren Kiesbye

04.12.2024, 08:59 Uhr

Der MTV Vorsfelde ist vom Landessportbund Niedersachsen ausgezeichnet worden – als erster Verein Wolfsburgs darf er diese Plakette aufhängen. Um welche es sich handelt, erfahren Sie hier.

Vorsfelde. Der Männer-Turnverein 1862 Vorsfelde erhält die Auszeichnung „Verein(t) gegen sexualisierte Gewalt im Sport“ – eine Auszeichnung des Landessportbundes Niedersachsen und seiner Sportjugend für Sportvereine mit Präventionskonzept. Reiner Sonntag, Vorsitzender des Vorstands der Sportjugend Niedersachsen, überreichte die anerkennende Auszeichnung in Form einer Plakette für den Sportverein und einen Geldbetrag in Höhe von 1.000 Euro für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen.

Für den MTV Vorsfelde ist diese Auszeichnung ein weiterer Höhepunkt zum 25-jährigen Jubiläum. Vorsitzender Fabian Vandrey freute sich, dass der MTV „der erste Wolfsburger Verein“ sei, der die Plakette erhalte und damit signalisiere, dass der Verein eine Kultur des Hinsehens lebe. „Ziel ist es, den Kinderschutz und den Schutz vor sexualisierter Gewalt fest zu verankern.“ Alle Mitglieder sollten Probleme „wahrnehmen und mutig ansprechen“. Respektvoller Umgang, Wertschätzung und Vertrauen seien für die Arbeit im Verein sehr wichtig. Anzügliche Wortwahl, sexistische Witze, Blicke und Gestik sollen nicht bagatellisiert und heruntergespielt werden.

Gefährdungen erkennen und handeln

Kinder und Jugendliche haben ein Recht auf Schutz vor sexualisierten Grenzüberschreitungen, denn die sind ungeheure Eingriffe in die Persönlichkeitsentwicklung. Diese Grenzüberschreitungen können auch im Sportverein passieren oder von Betroffenen gegenüber ihren Trainerinnen und Trainern aus anderen Zusammenhängen heraus berichtet werden. Mit dem Konzept „Verein(t) gegen sexualisierte Gewalt im Sport – Ausgezeichnet“ wollen der Landessportbund Niedersachen (LSB) und seine Sportjugend Sportvereine in die Lage versetzen, Gefährdungen zu erkennen und entsprechend präventiv zu wirken.

Sie sollen handlungsfähig werden, wenn es darum geht, einen Verdacht bestmöglich zu beurteilen und im Fall eines Übergriffes mit qualifizierter Unterstützung handeln zu können. Im Besonderen soll eine aktive Kultur des Hinsehens und Zuhörens im Sport etabliert werden. Professionell entwickelte Schutzkonzepte bieten den Sportvereinen die nötige Handlungssicherheit in der präventiven Arbeit und im Umgang mit Verdachtsfällen. Die Entwicklung eines Schutzkonzeptes umzusetzen bedeutet, sich begleitet auf einen intensiven Weg einer Prozessberatung zu machen: In der eigenen Organisation Risiken ausfindig zu machen, Ressourcen zu aktivieren und den Schutz von Kindern und Jugendlichen als festen Bestandteil der Organisationskultur im Sportverein zu verankern.

Der MTV 1862 Vorsfelde erhält die Auszeichnung für das erfolgreiche Abschließen dieses Prozesses. In dem mehrjährigen Beratungsprozess wurde der Sportverein von einem dafür qualifizierten Beratungsteam, vertreten durch Mitarbeitende von Dialog und Stadt Wolfsburg als PSG-Fachkräfte (Prävention sexualisierter Gewalt) sowie Sarah Brüning von der Sportregion Ost-Niedersachsen, begleitet und beraten.

Jeder Sportverein kann diese Beratung nutzen

Die Auszeichnung zeigt die Wertschätzung des Sportvereins durch den LSB, sich dem Thema in diesem umfangreichen Organisationsentwicklungsprozess zu widmen und dieses nach außen deutlich zu machen. Der Beratungsprozess zur Schutzkonzeptentwicklung ist für Sportvereine kostenfrei und steht grundsätzlich jedem Sportverein zur Verfügung.

Vandrey nutzte die Gelegenheit, um gleich darauf hinzuweisen, dass der MTV ab sofort auf Energie aus der eigenen Photovoltaik-Anlage auf dem Dach setzt – zumindest „bei besserem Wetter“. Kostenreduzierung, Nachhaltigkeit und Ressourceneffizienz seien ausschlaggebend für diese Entscheidung gewesen. Bis zu 25.000 Kilowattstunden seien mit der Anlage jährlich produzierbar. Dass zwischenzeitlich ein Marder ganze Arbeit geleistet und einen Schaden von 15.000 Euro an dem Dach hinterlassen hat, war da nur noch eine Randbemerkung Vandreys.

AZ/WAZ

Wolfsburger Allgemeine Zeitung / Aller Zeitung, Online, 04.12.2024