1945-1962

Von Dietrich Köther

Mit der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht am 8. Mai 1945 endete der Zweite Weltkrieg. Die Armeen der Siegermächte besetzten das Land. Städte lagen in Trümmern, Millionen von Flüchtlingen und Vertriebenen strömten in das Innere Deutschlands. Die Suche nach einer neuen Heimat, nach ihren Angehörigen, nach Arbeit, Kleidung und Lebensmitteln bestimmte ihre Handlungsweise. Hoffnungslosigkeit, Sorge und Not beherrschten die Bevölkerung. Die Direktive JCS 1067 gab den westlichen Besatzungssoldaten Verhaltensvorschriften gegenüber den Deutschen.(39) Jegliche Kontakte, außer zum Befehlsempfang, mussten von Seiten der Besatzer vermieden werden. Am 26. April 1945 schrieb General Clay nach Washington: „Ich erkenne die Notwendigkeit strenger und spartanischer Behandlung an. Die Vergeltung geht jedoch weiter, als man sich das zu Hause vorstellt.“ (40)

Sportlicher Neuanfang: Die erste Herrenriege des wieder gegründeten MTV stellte sich 1947 gut gelaunt zum Erinnerungsfoto

Alle Vereine wurden verboten und alle internen sportlichen Aktivitäten unterbunden. Das galt auch besonders für die Sportvereine und Verbände, da diese seit 1938 dem Nationalsozialistischen Reichsbund für Leibesübungen angehörten hatten und somit als NSDAP-Organisation galten. Doch trotz Hunger und Elend, fehlender Bekleidung, zerstörter oder beschädigter Sportstätten war der Gedanke an den Sport bei der deutschen Bevölkerung noch lebendig. Wenn der Sportbetrieb wieder zaghaft beginnen konnte, so nahm sich die Besatzungsmacht das Recht, diese Entwicklung zu steuern. Nur Leute ihres Vertrauens wurden damit betraut, obwohl in England als auch in den USA die Sportausübung als eine Tätigkeit des privaten Lebens galt. Die Überwachung wurde verstärkt durch die Entnazifizierung, um Schuldige an den Verbrechen des Nationalsozialismus zu ermitteln. Auch viele Sportfunktionäre mussten sich der Überprüfung unterziehen und durften ihr Amt nicht mehr ausüben. So wurde mancher braver Vereinsführer genauso behandelt wie ein Kreisleiter der „NSDAP“.(41) Die Briten nutzten ihre koloniale Erfahrung und sahen nach dem Austausch der Verwaltungsspitzen durch politisch nicht belastete Beamte in den Provinz- und Kreisverwaltungen den verlängerten Arm der Besatzungsbehörden. Die Engländer waren im Gegensatz zu den anderen Besatzern korrekter und auch hilfsbereiter. (42) Vor diesem politischen Hintergrund fanden sich im November 1945 Mitglieder des MTV zusammen, um über die weitere Zukunft des Vereins zu beraten, denn durch Befehl der Militärregierung war dem MTV am 8. November 1945 jegliche Vereinstätigkeit untersagt worden. Doch der turnerische Geist lebte weiter. Verantwortungsbewusste Männer und Frauen des MTV Vorsfelde wollten weiterhin in selbstloser und uneigennütziger Weise die sportliche Arbeit aufrechterhalten. „Das erste Treffen konnte nur der Orientierung dienen, und auf eine Vorstandswahl musste verzichtet werden. Da die Geräte wie Reck, Barren, Pferd und Matten nebst Kleingeräten noch vorhanden waren, wurde im Saal von Geismar im Winter 1945/46 wieder geturnt.“ (43)

Auch die Damen legten bald nach der Zulassung durch die britische Militärverwaltung wieder los: 1947 entstand dieses Bild der Damenriege.

Die britischen Besatzungsbehörden befürworteten eine Neugründung eines Turnvereins, lehnten aber gleichzeitig die Fortführung des 1862 gegründeten Vereins ab. Am 16. Februar 1946 wurde zur Gründung des Männerturnvereins Vorsfelde aufgerufen. Man verzichtete auf den Zusatz „1862“ und erfüllte somit die Forderung der Militärbehörden. Zu Beginn der Versammlung gedachte Rudolf Behrens der im letzten Krieg gefallenen Turnbrüder und knüpfte somit an das Ritual der ersten Sitzung von 1919 an. Der Vorstand musste neu gewählt werden. Im Vorfeld der Vorstandswahl zeigten sich einige interessante Aspekte. „Bei der Neuwahl des Postens zum ersten Vorsitzenden hatte sich auch jemand beworben, der als ‚Ausgebombter‘ aus Aachen stammte. 1945 diente er sich den Besatzungsbehörden an und fiel durch seine übertriebene Strenge gegenüber der Vorsfelder Bevölkerung auf. Die Versammlung schlug deshalb Hans Gajda vor, der dann auch gewählt wurde.“ Von 51 abgegebenen Stimmen erhielt Gajda 43 und war somit zum Vorsitzenden gewählt. Geprägt durch eine städtische Lebensweise und manchmal auch durch eine „arrogante“ Haltung gegenüber der ländlichen Bevölkerung, waren die Evakuierten nicht immer beliebt. Im Gegensatz dazu waren Flüchtlinge und Vertriebene stets um Integration bemüht. Schriftführer wurde Gerhard Diedrichs und den Posten des Kassierers bekleidete Heinrich Ehlers. Der bisherige Vorsitzende Franz Bachmann musste sich der Entnazifizierung unterziehen und schied aus dem Vorstand aus. Der Vereinsrat setzte sich aus folgenden Personen zusammen: Rudolf Behrens, Franz Bachmann, Wilhelm Diedrichs, Kurt Vahldieck und Sophie Bachmann. Vergleicht man die Namen mit der Vorstandswahl des letzten Kriegsjahres, so lässt sich eine Kontinuität in der Vereinsführung feststellen. Auch im erweiterten Vereinsvorstand fanden sich bekannte Vorsfelder Namen und verdiente MTV-Mitglieder. Der von den Amerikanern im April 1945 wieder eingesetzte Stadtdirektor Franz Schulze (44) war bei der Gründungsversammlung zugegen, wünschte dem neuen Verein eine gute Zukunft und riet dem neuen Vorstand, dem alten nachzueifern.

Endlich wieder frei, fröhlich und auch ein wenig frech: In kurzen Hosen ging es 1949 beim MTV-Ball auf die Bühne. Aufwendige Kulissen zeigten neue Lebensfreude.

Der Turnbetrieb fand in der Gaststätte Geismar statt. Das Protokoll vermerkte, dass die Geräte vom MTV von 1862 übernommen wurden. Der monatliche Beitrag von einer Reichsmark für Personen über 18 Jahre war den schwierigen Zeiten angemessen. Über das im letzten Kriegsprotokoll ausgewiesene Vereinsvermögen gab es keine Berichte. Fing der Verein mit den Finanzen wieder bei Null an? Das Anlagevermögen in Form der Geräte war ja noch vorhanden. Die von der Besatzungsmacht vorgelegten Statuten wurden bei der Wiedergründung übernommen. 55 Mitglieder waren dabei zugegen, die im Protokoll alle namentlich erfasst wurden, wobei man noch zwischen Frau und Fräulein unterschied und die letzteren die Mehrzahl stellten. Bis auf wenige Ausnahmen hatten die Turner und Turnerinnen schon seit 1944 dem Verein angehört. „Es war ein erhebender Augenblick. Wir faßten uns damals alle bei den Händen, bildeten somit einen festen Kreis und leisteten wortlos den Schwur, im MTV der turnerischen Idee in reiner, unverfälschter Weise zu dienen. (…) Alle waren beseelt von der Pflicht und dem Bestreben, den MTV wieder zu voller Blüte zu bringen.“(45) Dem furchtbaren Krieg entronnen, begann so für die Turner und Turnerinnen ein hoffnungsvoller Wiederbeginn. Die Sportler, die im Winter 1945/46 den Turnbetrieb wieder aufnahmen, zeigten viel Idealismus. Die Turnräume waren ungeheizt und statt in luftiger Sportbekleidung musste in warmen Sachen geturnt werden. Hier waren die Frauen und Mädchen im Vorteil. Durch die ständige Bewegung bei der Gymnastik wärmten sie sich schnell und gründlich auf. Bei den Männern konnte an den Großgeräten nur einer turnen, während die anderen standen und zuschauen mussten. Eine gute Repräsentation des Vereins bot sich bei der 800-Jahr-Feier von Vorsfelde am 25. Mai 1946 durch eine 90-minütige turnerische Vorstellung aller Riegen.

Ein großes Ereignis: 1952 feierte der Verein sein 90-jähriges Bestehen. Zum Foto zeigten sich die Aktiven natürlich im sportlichen Dress.

Mit der am Himmelfahrtstag durchgeführten Wanderung knüpfte der Verein an eine Jahrzehnte alte Tradition an. Ein Schauturnen im Juni sollte verstärkt auf die Aktivitäten des Vereins aufmerksam machen. Da die sportliche Tätigkeit am Abend mit einer geselligen Tanzveranstaltung ausklingen sollte, benötigte man die Genehmigung der zuständigen britischen Besatzungsbehörde. Auch die Auswahl der Musikstücke unterlag ihrer Kontrolle. Ein weiteres beliebtes gesellschaftliches Ereignis in Vorsfelde war das Wintervergnügen. Der kalte Winter 1946/47 erforderte dafür eine besondere Aktion. „Mein Mann hatte als Dolmetscher bei den Engländern eine wichtige Funktion. Ihm gelang es, über England einige Zentner Kohlen zu besorgen, und somit konnte der Saal im Schützenhaus geheizt werden. Wenn es auch einigen Besuchern in der Nähe der eisernen Öfen zu heiß war, so hatten doch alle ihren Spaß, und viele Helfer trugen zum Gelingen bei.“(46) Schon 1946 zeichnete sich eine Normalisierung des Sportbetriebes ab. Vorsfelder Teilnehmer besuchten das 80. Elmturnfest und kamen mit einer Siegerschleife geschmückt zurück. Der Weg zum Tetzelstein war mühsam. Man fuhr mit der Eisenbahn nach Braunschweig, stieg dann in die Kleinbahn nach Schöppen stedt um und ging die letzten Kilometer zu Fuß. Somit war das Aufwärmtraining bereits absolviert. Die Militärregierung genehmigte den 1946 gewählten Vorstand sowie den Vereinsrat und die Freigabe des Vermögens konnte erfolgen. So stiftete der Verein der Gemeinde Vorsfelde vom wieder von der Militärregierung freigegebenem Geld 300,00 RM für die Umzäunung des Sportplatzes am Schützenhaus. Auch für die Beschaffung von Geräten und zur Bezahlung des Vereinsboten, der die schriftlichen Einladungen und Mitteilungen den Mitgliedern überbringen musste, und für den Gymnastiklehrer war Geld vorhanden. Trotz dieser positiven Entwicklung vergaß der frühere Vorsitzende Rudolf Behrens aber nicht, an den Zusammenhalt und an die turnerische Kameradschaft zu appellieren. Denn mahnende Worte hielt der Altvorsitzende in dieser Zeit für angebracht. Das erste Jahr brachte 66 Neuaufnahmen und hiervon waren mehr als die Hälfte Flüchtlinge und Vertriebene. Jetzt zeigte sich die große Integrationskraft des Vereins.

Wenn das Wetter schlecht war, musste trotzdem nicht auf Sport verzichtet werden. Die Frauen zeigen hier „auf dem Saal“ vor Zuschauern Gymnastik-Übungen

Die Neubürger hatten früh den Kontakt gesucht und wurden mit offenen Armen aufgenommen. Der Sportverband und der Verein bot die Basis zu gemeinschaftlichen Geselligkeiten. Kleinere Feiern im privaten Kreis zwischen Flüchtlingen und einheimischen Mitgliedern des MTV führten nicht nur zum besseren gegenseitigen Kennenlernen, sondern vermittelten auch engere Beziehungen, wie später einige Hochzeiten bewiesen. Zitieren wir noch einmal den Turnvater Jahn: „In der Turnkunst liegt ein Einigungsmittel, was die Unterschiede von Glauben, Landschaft und Stand hinwegräumt.“ Hierzu auch einige Sätze von Zeitzeugen: „Ich wurde durch Arbeitskollegen angesprochen und ging zu den Übungsabenden, zu denen sich auch andere Flüchtlinge einfanden.“ „Ich wollte mich sportlich betätigen, ging zu den Sportstunden bei Geismar und wurde sofort kameradschaftlich aufgenommen.“ „Ich ging zur Gymnastik als Treffpunkt vieler junger Frauen.“ (47) Fahrten und Wanderungen unter Beibehaltung von Vereinstraditionen förderten weiter die Gemeinschaft und zeigten, dass die Flüchtlinge die Vereinskultur gut annahmen. Aus Zeitungsberichten geht hervor, dass die Zugezogenen schon starkes Engagement mitbrachten. Das galt sowohl für den sportlichen Bereich als auch für die geselligen Tätigkeiten. Jedes Jahr wollte der MTV sich und der näheren Umgebung einen sportlichen Höhepunkt bieten. So wurde das Drömlingsportfest von den Initiatoren Hans Gajda, Willi Fehse, Heinrich Ehlers und Gerhard Diedrichs eingeführt. Obwohl in der Allerniederung gelegen, wurde es als Bergturnfest in das Programm des Deutschen Turnerbundes aufgenommen. Unter reger Beteiligung der Sportvereine umliegender Ortschaften fand es erstmals am 12. September 1948 statt. (48) Ein Jahr später wurde es durch den nach dem Vorsfelder Wappentier genannten Eberlauf erweitert. Bis in die Jetztzeit hinein zählen beide Veranstaltungen zu den jährlichen Höhepunkten des sportlichen Geschehens des Männerturnvereins. Auf dem Bürgerplatz wurde eine 100-Meter-Bahn angelegt und eine Sprunggrube ausgehoben. Mit einfachsten Mitteln waren die Sportanlagen fertiggestellt. Die Durchführung von Ballspielen war auf dem Fußballplatz möglich. Dass auch eifrig trainiert werden konnte, bewies die Damenhandballmannschaft, die 1947 Kreismeister wurde. Die Währungsreform vom 20. Juni 1948 bescherte einen geringen Kassenbestand, stürzte den Verein aber nicht in ein finanzielles Defizit. Die vierteljährlichen Beiträge für Erwachsene beliefen sich auf 1,50 DM, was damals dem Stundenlohn eines Facharbeiters entsprach. Die Finanzlage erlaubte noch eine Anschaffung von Hochsprungständern und einer Frauenkugel von 4 kg. Das weist auf eine verstärkte Tätigkeit in der Leichtathletik hin. Das Reichssportabzeichen, wie es damals noch hieß, konnte im Verein, der damals vier abnahmeberechtigte Mitglieder hatte, wieder abgenommen werden. Diese durften jedoch nur im Amtsbezirk tätig sein. Sprinten, Springen und Wurfübungen fanden auf dem Bürgerplatz statt. Für die Schwimmdisziplinen musste der Kanal herhalten. Die lange Strecke wurde auf der Straße nach Wendschott gelaufen. Fürwahr waren das keine idealen Sportbedingungen zur Erfüllung des Sportabzeichens. Erstmalig konnte der Verein das Elm-Wettturnen nicht besuchen.

internationales Flair: Beim MTV-Ball 1952 zeigten die Damen Folklore aus dem
Osten. Die junge Republik sehnte sich nach einem friedlichen Blick über den Tellerrand.

Die Beschaffung von Fahrgelegenheiten bereitete große Schwierigkeiten. Die Mitgliederbewegung bis 1948 war ein Spiegelbild der damaligen Zeit. 1946 fanden nur 32 Männer, aber 60 Frauen den Weg in den Verein. Dieses Missverhältnis zeigte, dass Männer wegen ihrer Kriegsgefangenschaft noch nicht hatten heimkehren können oder sogar gefallen waren. Viele Namen tauchten im Vereinsbuch auf, die bisher in Vorsfelde unbekannt waren. Aber auch Ortsansässige wurden wieder Mitglieder im MTV, so u. a. der Stadtdirektor Franz Schulze und der spätere Bürgermeister Fritz Weiberg. 1947 erhöhte sich die Zahl der Eintritte sprunghaft. Nur wenige Austritte standen dem gegenüber. So zählte der Verein 130 Männer, 116 Frauen, 72 Knaben und 85 Mädchen. Doch schon 1948 setzte eine Austrittswelle ein, die ein Jahr später ihren Höhepunkt erreichte. Durch Flucht und Vertreibung fanden viele Deutsche aus den Ostgebieten in Vorsfelde eine vorläufige Bleibe. Günstigere Wohnverhältnisse und bessere Arbeitsmöglichkeiten, möglichst im erlernten Beruf, bewogen viele Familien aber wieder, den Ort zu verlassen. Von der Neugründung bis zum Jahr 1948 verließen laut Mitgliedsbuch 66 Sportler den Verein. Aber trotzdem nahm die Mitgliederzahl eine positive Entwicklung, denn nach der Währungsreform zeichnete sich schon ein kleiner wirtschaftlicher Aufschwung ab. Das nahe VW-Werk versprach Arbeitsplätze. Die Neubürger suchten nach einer sinnvollen Freizeitgestaltung und fanden in den Vorsfelder Vereinen das entsprechende Forum. So bekam auch der MTV neue Mitglieder. „Wir alten Vorsfelder waren nicht mehr allein. Unsere vertriebenen Turnschwestern und Turnbrüder knüpften sofort enge Bande mit den alten und jungen ortsansässigen MTV-Angehörigen, die ihnen ebenso freudig die Hand reichten.“(49) Die Einladung zum 1. Niedersächsischen Landesturnfest im Juli 1950 in Verden löste bei den MTV-Mitgliedern Vorfreude aus. „Es hatte sich eine Gruppe Turnerinnen und Turner um Gisela Schulze (später Schubert) gefunden, die sich begeistert und ehrgeizig auf diese Veranstaltung vorbereitete. Am Abend vor der Abreise hatte ich eine Operation am rechten Mittelfinger und im Zug ging eine Fensterscheibe kaputt, die meinen Unterschenkel traf. So lädiert und etwas traurig, nur Zuschauer sein zu müssen, aber doch voller herrlicher Eindrücke, nahm ich zum ersten Mal an einem großen Turnfest teil.“(50) Damals waren die Landesturnfeste die höchsten turnerischen Veranstaltungen in der Bundesrepublik. Durch Einspruch der Alliierten war ein nationaler Dachverband noch nicht möglich. Da die Turner das geistige Erbe Jahns pflegten, galt ihnen das besondere Misstrauen der Besatzer, besonders das der Franzosen, die nicht vergessen hatten, dass sich Jahn vor fast 150 Jahren gegen die französische Okkupationspolitik gewandt hatte. Erst 1950 wurde in Tübingen der Deutsche Turnerbund gegründet.(51) Die frühere Deutsche Turnerschaft und der Arbeiterturnerbund waren somit vereinigt. Nach vierjähriger Tätigkeit legte Hans Gajda aus gesundheitlichen Gründen sein Amt als Vorsitzender nieder. Als sein Nachfolger wurde Franz Bachmann vorgeschlagen, der schon von 1939 bis 1944 mit viel Engagement den Verein geführt hatte. Hierzu bedurfte es einer Änderung der Satzung, die 1945 von den Militärbehörden erlassen worden war. In den Statuten wurde der § 13, Absatz 4 gestrichen. „(…) Mitglieder des Vorstandes und des Vereinsrates dürfen nicht der NSDAP oder ihren Gliederungen angehört haben (…).“

Zum 90-jährigen Bestehen des MTV 1952 gab es natürlich auch Vorführungen.
Hier zeigt die Damenriege ihr Können in den neuen zweifarbigen Trikots.

Alle Anwesenden stimmten der Änderung zu und Franz Bachmann wurde einstimmig zum Vorsitzenden gewählt. Das war durchaus ein mutiger Schritt, denn die Bundesrepublik war noch kein souveräner Staat. Über das Besatzungsstatut konnten die Hohen Kommissare als Vertreter der Besatzungsmächte jederzeit in politische und gesellschaftliche Vorgänge eingreifen. Unter der Leitung von Karl Schubert konnten die Handballer, besonders im Knaben- und Mädchenbereich, einen Aufschwung erreichen und sportliche Erfolge erzielen. Erstmalig wurde das Wort „Sparte“ gebraucht, sodass sich ab 1950 eine Spartenbildung abzeichnete. Für den Volkstanz, der schon vor dem letzten Krieg zum schmückenden Beiwerk gehörte, galt Ähnliches. Anlässlich einer Veranstaltung in Bündheim trat die Volkstanzgruppe erstmals auf internationaler Bühne auf. Nur wenige Jahre nach dem Krieg, der für viele Menschen den Verlust der Heimat brachte, war Volkstanz auch eine Bewahrung volkstümlichen Brauchtums. Das vor einigen Jahren erstmals durchgeführte Drömlingsportfest entwickelte sich zu einem sportlichen Höhepunkt Vorsfeldes und seiner Umgebung. Mehr als 150 Teilnehmer waren dabei. Zehn weitere sportliche und gesellige Termine standen im Jahr 1950 auf dem Programm. Die rege Beteiligung in allen sportlichen Bereichen führte auch zu Erfolgen. Das Jahr 1952 stand im Zeichen des 90-jährigen Stiftungsfestes. Am Samstag, dem 9. August wurde die Feier im Schützenhaus eröffnet. Der hiesige Männergesangverein und gymnastische Vorführungen der Damengruppe schmückten das Programm aus. Sportliche Wettkämpfe auf dem Bürgerplatz bestimmten den Festverlauf des folgenden Tages. Der Höhepunkt war jedoch der Festumzug, an dem auch englische Gäste aus Bristol teilnahmen, die sich der Volkstanzsparte verbunden fühlten. Angeführt wurde der Umzug von einer Bergmannskapelle aus Schöningen und dem Spielmannzug aus Königslutter. Einen einheimischen Musikzug gab es noch nicht, da der Landwehrverein erst im selben Jahr von den Besatzungsbehörden die Wiederzulassung erhielt und der Fanfarenzug „Elche“ sich erst 1955 gründete.

Barfuß: 1953 musste man gelegentlich hart im Nehmen sein, wenn man Sport
treiben wollte. Die Kulisse war über viele Jahre das Drömlingstadion.

Mit einem Turnerball im Schützenhaus klang das Fest aus. Der Festwart Willi Fehse sprach von einem gelungenen Ereignis. Wie schon in den Vorjahren erzielten Vorsfelder Turner und Turnerinnen beim Elmwettkampf gute Erfolge. „Das Turnen müsse im Verein die erste Stelle einnehmen“, so die Forderung der Vereinsspitze. Aber der Trend ging in eine andere Richtung. Leichtathletik und Schwimmen bekamen großen Auftrieb durch die Sportabzeichenabnahme. Wer das Tänzerische bevorzugte, ging zum Volkstanz oder widmete sich den gymnastischen Übungen. Es zeichnete sich jetzt ab, dass das eigentliche Turnen an den Geräten sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen in den Hintergrund trat. Mit der Anschaffung eines Pauschenpferdes und eines Schwebebalkens wollte man dem Turnen neue Reize geben. Die Pflege des deutschen Volksliedes gehörte zur Tradition der Turner, daher sollte das gemeinsame Lied wieder Beachtung finden. Nach den Richtlinien in „Der Niedersachsenturner“ wurde eine neue Satzung entworfen, die aber in einigen Punkten Änderungen erfuhr. Hierzu war die Zustimmung aller Mitglieder erforderlich. Nicht Anwesende wurden schriftlich zur Stimmabgabe aufgefordert.(52) Die von den Besatzungsmächten geschaffenen und befohlenen Statuten waren nun historisch überholt. Am 1. Januar 1952 zählte der MTV laut Mitgliedsbuch 159 männliche und 149 weibliche Erwachsene. Wegen der vielen Mitglieder konnten die Einladungen zu

Und wieder international: Thema dieses Wintervergnügens war eine Reise in
die malerische Südsee, auf die es mit dem Schiff „MTV“ ging.

den Hauptversammlungen jetzt nicht mehr schriftlich erfolgen, sondern der Verein bediente sich der örtlichen Presse und eines Aushanges im Vereinskasten. Das Programm war wie in den vorhergehenden Jahren vereinsspezifisch. Man beschränkte sich auf das Geschehen im Verein mit dem Schwerpunkt Wahlen. Dadurch ergaben sich weniger aussagekräftige Protokolle, und Entwicklungen zwischen den Vereinen oder die Teilnahme an örtlichen Veranstaltungen wurden nur selten erwähnt. So präsentierte sich das Tagesprogramm der Hauptversammlung vom 12. Februar 1954 wie folgt:

1. Verlesung des Protokolls (vom Vorjahr)

2. Bericht des Vorstandes

3. Rechnungsabnahme

4. Prüfungsbericht und Entlastung des Vorstandes

5. Bericht der Fachwarte

6. Wahl des Vorstandes und des Vereinsrates

7. Wahl der Fachwarte und der Kassenprüfer

8. Beschlussfassung über die neuen Mitglieder

9. Beitragsfestsetzung

10. Verschiedenes

Das war die übliche Tagesordnung, wie sie seit Jahren mit nur geringen Abweichungen den Ablauf der Hauptversammlungen bestimmte. Auch in den kommenden Jahren änderte sich daran so gut wie nichts. Der Verein unternahm zahlreiche Aktivitäten. Zu den Höhepunkten zählte der Besuch des ersten vom Deutschen Turnerbund veranstalteten Deutschen Turnfestes in Hamburg. Es dauerte vom 2. bis 8. September 1953, und der MTV war dort mit 16 Teilnehmern vertreten. Für die alljährlich stattfindende Braunkohlwanderung wählte man mit der Brackstedter Mühle einen idyllischen Ort als Ziel. Dieses Lokal hatte außerdem den Vorteil, dass es schneller zu erreichen war als das weiter entfernte Bokensdorf. 1955 ergaben sich für den MTV mit dem Turnhallenneubau der Altstadtschule an der Wolfsburger Straße neue Sportmöglichkeiten. Die Zeit des Provisoriums war endlich vorbei. Das Turnen im Freien, in kalten Scheunen und zugigen Sälen gehörte nun der Vergangenheit an. Besonders für die Mädchen und Jungen ergaben sich nun verbesserte sportliche Bedingungen. Auch Turner, Leichtathleten, Gymnastikdamen und Volkstänzer hatten bessere Trainingsvoraussetzungen. Von der Planung bis zur Fertigstellung des Neubaus der Altstadtschule mit ihren Funktionsräumen hatte es fünf Jahre gedauert.(53)

Elegant: Zur Zeit des Wirtschaftswunders ging es 1957
in langen Kleidern auf das Parkett, um das Publikum beim Turnerball zu begeistern.

Bei seiner diesjährigen Hauptversammlung dankte der Verein der Stadt Vorsfelde, dem Kreis Helmstedt und dem Land Niedersachsen für die Errichtung der Turnhalle. Durch die Erweiterung der Sportstätten ergab sich eine positive Mitgliederentwicklung. Die Mitteilung des damaligen Bürgermeisters Valentin, dass auch der Bau eines Stadions in Erwägung gezogen werde und die Stadt Vorsfelde schon über den Erwerb von Bodenflächen in Verhandlung getreten sei, löste bei den Mitgliedern des MTV Freude aus. Um den Schwimmern auch im Winter das Training zu ermöglichen, gab es gemeinsame Busfahrten zum Hallenbad nach Alversdorf. „Im Winterhalbjahr fand das Angebot des Vereins guten Zuspruch. Der Bus war immer mit dreißig bis vierzig Personen besetzt. Besonders Kinder nahmen gern daran teil, weil die Fahrten am Wochenende stattfanden.“ (54) Durch den Besuch der englischen Volkstänzer aus Bristol vertieften sich die Kontakte zu der hiesigen Volkstanzgruppe. Erich Pflug als Knabenturnwart regte den Vorstand an, den bedürftigen Schülern die Sportkleidung zu stellen. Obwohl 1955 der wirtschaftliche Aufschwung schon begonnen hatte, der als „Wirtschaftswunder“ in der Geschichte Eingang fand, gab es doch noch Vorsfelder Kinder, die der Unterstützung bedurften. Vom Sportbetrieb sollte keiner aus sozialen Gründen ausgeschlossen sein. Der Verein beschloss den Beitritt in die Deutsche Olympische Gesellschaft, Abteilung Wolfsburg, sofern diese mit den Zielen des Deutschen Turnerbundes konform ging. Einige Vorbehalte gegenüber anderen Sportverbänden waren jedoch bei den Turnern noch vorhanden. Die wachsende Mitgliederzahl führte zu einem spürbaren Mangel an Übungsleitern. Man versuchte, auswärtige Vorturner zu gewinnen. So erfreulich die Beteiligung der Jungen und Mädchen an den Übungsnachmittagen auch war, umso schwieriger gestaltete sich die Einhaltung der Disziplin, die aber beim Geräteturnen unbedingt notwendig war. „Überall gab es Schwierigkeiten, aber alle sollen mithelfen, diese zu überwinden“, war der Wunsch des Vorstandes. Da 1956 Vereinsmitglieder Interesse am Skifahren hatten, wurden im Winter Busfahrten nach Braunlage organisiert. Daraus entwickelte sich erst einige Jahre später eine eigene Sparte. Das Jahr 1958 brachte einen weiteren Höhepunkt im Vereinsleben des MTV. Nach langen Vorbereitungen, die besondere Schwierigkeiten beim Erwerb des Grundstückes bereiteten, konnte im Sommer das großzügig angelegte Drömlingstadion eingeweiht werden. Die Gesamtkosten beliefen sich auf 225 000 DM.

Warum diese Damen Strumpfhosen über dem Kopf tragen, ist nicht abschließend geklärt. Jedenfalls taten sie das 1959 beim Turnerball.

Der größte Teil der Kosten wurden vom Bund, Land, Kreis und durch Mittel aus dem Erlös von Toto und Lotto getragen.(55) Bei der offiziellen Einweihung am 31. August 1958 wirkte der Verein maßgeblich mit. Dem Vorstand des MTV gelang es, zu diesem Ereignis international bekannte Athleten einzuladen. Einer von ihnen war Manfred Steinbach, der damals über 100 Meter fantastische 10,4 Sekunden lief, die bis heute Stadionrekord bedeuten. Auch im Weitsprung setzte er mit 6,45 Meter eine Bestmarke. Immer größere Popularität erlangte das Drömlingsportfest, das bis heute zu den ganz großen Veranstaltungen des Vereins zählt. Hans Gajda war der Mann hinter der Idee, ihm ist es zu verdanken, dass der Wettkampf sich rasch zu einem bedeutenden Ereignis entwickelte. Das neue Drömlingstadion verfügte neben Fußballplätzen über eine Aschenbahn, Sprunggruben, Abwurfringe für Kugelstoßen und Diskuswurf sowie über mehrere Rasenflächen, die zum Aufwärmtraining und zur Gymnastik genutzt werden konnten. Besonders die Leichtathletikgruppe bekam durch die besseren Übungsmöglichkeiten neuen Aufschwung. Auch die Zahlen für erfolgreiche Sportabzeichenabnahmen erhöhten sich sprunghaft. Viele Kinder und Jugendliche fanden den Weg zum MTV, und wie das Protokoll schrieb, „(…)beweist das, daß sie nicht nur westliche Interessen verfolgten.“ Gemeint war die Orientierung am amerikanischen Lebensstil. Der Ruf nach freiwilligen Helfern und Übungsleitern wurde immer lauter. Aber erst zwei Jahre später konnte ein bezahlter Turnlehrer eingestellt werden. Für ihren selbstlosen Einsatz wurden Erich Pflug, Gisela Schulze (später Schubert) und Julius Bickert gelobt und ausgezeichnet.

1960 ging es beim Ball wieder in ferne Länder. Typisch
für die Zeit sind die aufwendigen Kulissen, mit denen
solche Abende unvergesslich blieben

Die bisher sehr günstigen vierteljährlichen Beiträge von 2 DM für Erwachsene, 1 DM für Jugendliche und 0,50 DM für Kinder waren nicht mehr zeitgemäß und bedurften einer leichten Anhebung. Denn erst nach Überschreitung der Mindestbeitragshöhe konnte sich der Verein um Zuschüsse aus anderen Quellen bemühen. Im Jahr 1960 hatte der wirtschaftliche Aufschwung die Bundesrepublik längst erfasst und finanzielle Not war zu dieser Zeit weitgehend unbekannt. Im Wolfsburger Raum verfügten die Bewohner durch den großen Arbeitgeber VW ohnehin über gute geldliche Möglichkeiten. So versuchte der Vereinsvorstand, unterstützt von einigen Idealisten in den einzelnen Abteilungen, seinen Mitgliedern das Höchstmögliche an Geräten, Räumen, Turnfahrten, Kursen und Veranstaltungen zu bieten, aber das kostete auch viel Geld. Neben dem Drömlingsportfest gab es weitere Veranstaltungen und Aktivitäten: Braunkohlwanderung, Schauturnen, Beteiligung am Landesturnfest in Oldenburg und am Elmturnen, eine Reise der Volkstanzgruppe nach Berlin und das beliebte Wintervergnügen des Vereins. Ein großes Ereignisse warf seinen Schatten voraus. 1962 jährte sich zum 100. Mal die Vereinsgründung. Dieses Fest bedurfte einer gründlichen Vorbereitung. Ein Ausschuss von elf Mitgliedern zeichnete hierfür verantwortlich. Fritz Weiberg, der große Förderer Vorsfeldes, zeitweiliger Bürgermeister des Ortes und Landrat des Kreises Helmstedt, spendete als Turnbruder 100 DM für die Anschaffung einheitlicher Kleidung der Leichtathleten. Auch stellte er den Basketballern für ihre Fahrten einen Kombiwagen der von ihm geleiteten Konservenfabrik zur Verfügung. Während sich das Stiftungsfest zum 50-jährigen Jubiläum nur auf einen Tag, den Sonnabend, beschränkt hatte, so sollte es nun eine zwei Tage umfassende Feier werden. Das Wochenende des 1. und 2. September 1962 bildete den bisherigen Höhepunkt des Vereinslebens.

Vorsfelde feiert mit: Der MTV begeisterte zum 100.
Vereinsjubiläum 1962 mit einem großen Umzug, der hier
durch die obere Meinstraße führt.

Der Tradition der Turner entsprechend, stand die musikalische Darbietung im Mittelpunkt des Festabends am Samstag. Wie schon vor 50 Jahren trug auch jetzt der örtliche Männergesangverein zur Gestaltung des Programms bei. Unterstützt wurde er hierbei durch den 1950 gegründeten Gemischten Chor Vorsfelde. Der instrumentale Beitrag kam vom VW-Werks-orchester. Auf ein gemeinsames Singen aller Anwesenden, wie es noch 1912 üblich war, wurde verzichtet. Das 15. Drömlingsportfest füllte mit seinen Aktivitäten den zweiten Tag. Mehr als 500 Sportler aus einem Umkreis von 30 km konnte der MTV begrüßen. Doch der Höhepunkt des Jubiläums war der große Festumzug unter Beteiligung vieler auswärtiger Sportvereine und hiesiger Vereine. Der Zug führte von der Meinstraße über Lange Straße und Amtsstraße zum Drömlingstadion. Hier gingen die Vorführungen mit Geräteturnen, Gymnastikdarbietungen, Volkstänzen und Spielen weiter. Der Eberlauf über 3000 m bildete den sportlichen Abschluss im Stadion. Besonders freute sich der Jubiläumsverein über die vielen Zuschauer, die aus Vorsfelde gekommen waren und somit die Verbundenheit zum MTV bekundeten. Mit einem geselligen Beisammensein am Sonntagabend endete die Festveranstaltung im Schützenhaus. Durch den Besuch der Vorsfelder Bürger im Verlaufe des Festes zeigte sich, dass der MTV ein fester Bestandteil des sportlichen und gesellschaftlichen Lebens in Vorsfelde geworden war. Von zwölf Männern vor 100 Jahren gegründet, hatte der Verein im Jubiläumsjahr fast 700 Mitglieder. Es soll nicht unerwähnt bleiben, dass die vorbildliche Zusammenarbeit mit Rat und Verwaltung der Stadt Vorsfelde zur Errichtung der Turnhalle an der Wolfsburger Straße und zum Bau des Drömlingstadions führte. Im Jubiläumsjahr 1962 leiteten die folgenden Turner und Turnerinnen die Geschicke des Vereins:

Vorsitzender: Franz Bachmann

Stellvertreter: Hans Gajda

Rechnungsführer: Heiner Müller

Schriftführer: Karl Schubert

Vereinsrat: Sophie Bachmann, Rudolf Behrens, Julius Bickert, Heinrich Landmann, Erich

Pflug, Lotte Rieke und Hermann Witte.

Erinnerungsfoto zum 100-jährigen Bestehen 1962.
An den Seiten die historischen Fahnen mit den vier
„F“: Frisch, fromm, fröhlich frei.

Der Männerturnverein prägte trotz seiner anfangs geringen Mitgliederzahl das gesellschaftliche Leben Vorsfeldes. Obwohl nicht zu den eigentlichen Vereinszielen gehörend, hatte die Geselligkeit einen hohen Stellenwert. Die Bälle des MTV gehörten mit zu den gesellschaftlichen und kulturellen Höhepunkten des Ortes und erfreuten sich bei der Bevölkerung großer Beliebtheit. Auch Nichtmitglieder nahmen an den winterlichen Vergnügungen teil und waren gern gesehene Gäste. So gehörten Feste, Fahrten und andere Veranstaltungen stets zum alljährlichen Programm. Über das Jahr hundert hinweg boten die Vereinsvorstände ihren Mitgliedern eine Vielzahl von Aktivitäten zur Pflege der Geselligkeit und Stärkung der Zusammengehörigkeit. Während der 100 Jahre hatten sich stets Männer und Frauen mit viel Idealismus und Kreativität gefunden, die das Schiff des Vereins an allen politischen, finanziellen und gesellschaftlichen Klippen vorbei in ein ruhiges Fahrwasser geführt haben. Besonders die Familie Behrens verdient es, hier genannt zu werden. Moderne Zeitströmungen wurden aufgenommen, ohne auf bewährte Traditionen verzichten zu müssen. Das Vereinsverhalten erstarrte nicht zu einem Ritual oder zur Bewahrung überholter, nicht mehr zeitgemäßer Werte. Der Vorstand zeigte sich stets zukunftsorientiert, und so kann der Verein hoffnungsvoll in das zweite Jahrhundert seines Bestehens blicken.

(39) Benz, Wolfgang, Deutschland seit 1945: Direktive JCS 1067: „Deutschland wird nicht besetzt zum Zwecke seiner Befreiung, sondern als besiegter Feindstaat. (…) Die Verbrüderung mit deutschen Beamten und der Bevölkerung werden Sie streng unterbinden.“
(40) Gimpel, John, Amerikanische Besatzungspolitik in Deutschland 1945 bis 1949, S.19
(41) Diem, Carl, Weltgeschichte des Sportes und der Leibesübungen, S. 1020
(42) Benz, Wolfgang, Deutschland unter alliierter Besatzung 1945 bis 1949/55
(43) Zeitzeuge E.S.
(44) Geschichte Vorsfeldes, Bd. 2, S. 51
(45) 100 Jahre MTV Vorsfelde
(46) Zeitzeugin I.W.
(47) Köther, Dietrich: Magisterarbeit 2001
(48) JHV-Protokoll vom 06.02.1949
(49) Chronik 100 Jahre MTV Vorsfelde
(50) Zeitzeugin I.S.
(51) Diem, Carl: Weltgeschichte des Sportes und der Leibeserziehung, Seite 1024
(52) JHV-Protokoll vom 20. Dezember 1952
(53) Geschichte Vorsfeldes, Bd. 2, S. 166
(54) Zeitzeuge E.B.
(55) Geschichte Vorsfeldes, Bd. 2, s. 171