Judo: Die Lessienerin bestreitet zwei Grand Slams binnen einer Woche – Morgen in Tiflis am Start – Direktes Duell mit Butkereit?

Auf dem Weg nach Tokio: Während die olympische Fackel gestern von einem Mitglied der japanischen Frauenfußball-Nationalmannschaft von 2011 entzündet wurde und damit der Fackellauf begann, befindet sich die Lessienerin Giovanna Scoccimarro auf der Zielgeraden Richtung Tokio. Am Samstag startet sie in Tiflis, kann dort auf ihre nationale Konkurrentin Miriam Butkereit (kl. Bild) treffen.fotos dpa/IJF (2)

Tiflis/Lessien. Das Olympische Feuer ist wieder unterwegs. Gestern entzündeten die japanischen Fußballerinnen, die 2011 in Deutschland Weltmeister wurden (unter anderem dank eines 1:0 nach Verlängerung im Viertelfinale gegen Deutschland in Wolfsburg) in Fukushima die Fackel auf ihrem Weg nach Tokio. Während der Fackellauf damit gerade gestartet ist, befindet sich Judo-Ass Giovanna Scoccimarro derweil im Endspurt auf Japan.

Ticket umbuchen

Die Lessienerin, die für den MTV Vorsfelde kämpft, kann das Ticket, das sie schon für 2020 gelöst hatte, in den kommenden Tagen auf 2021 umbuchen. Binnen einer Woche wird die 23-Jährige bei zwei Grand Slams auf der Matte stehen, dort kann sie ihren Startplatz in der 70-Kilogramm-Klasse für Deutschland endgültig bestätigen.

Läuft’s für Scoccimarro nach Plan, sind nach Tiflis und Antalya allerletzte Zweifel am Olympia-Start ausgeräumt. Bis zum 7. April will der Deutsche Judobund (DJB) den Olympia-Kader benennen. Veränderungen sind danach im Normalfall ausgeschlossen, weitere Wettkämpfe dienen nur noch der persönlichen Verbesserung in der Rangliste. Demnach fallen nur noch Tiflis und Antalya in die Wertung. Bei beiden Wettbewerben ist auch Scoccimarros einzige nationale Konkurrentin Miriam Butkereit (Glinde) am Start. Spannend: Gewinnen beide in Tiflis ihre Pools, kommt es im Halbfinale zum direkten Duell.

Butkereit überzeugte zwar zuletzt mit Silber beim Grand Slam in Tel Aviv, hat aber nicht nur aufgrund der schlechteren Platzierung in der Olympia-Quali-Rangliste gegenüber der Lessienerin (nur eine Deutsche kann pro Gewichtsklasse teilnehmen) die deutlich schlechteren Karten: Denn Scoccimarros Nominierung des Kaders für 2020 behält grundsätzlich ihre Gültigkeit. Eine Hintertür lässt sich der Verband aber offen: In Ausnahmefällen könne es zu Änderungen kommen. Die offizielle Nominierung durch den Vorstand des Deutschen Olympischen Sportbundes erfolgt dann zwischen Ende Mai und Anfang Juli.

Am Mittwoch ging’s jedenfalls erst einmal per Flieger nach Georgien, in Tiflis kämpft Scoccimarro am Samstag um Medaillen, dann geht’s direkt weiter in die Türkei. In Antalya (am kommenden Freitag) will die Lessienerin erneut überzeugen, so den zuletzt gezeigten Turnier-Rhythmus – bei dem sich Top-Platzierungen mit frühem Ausscheiden abwechselten – durchbrechen. Konstant sollen die Leistungen sein. Dass Scoccimarro zur Weltspitze gehört, hat sie zuletzt Anfang des Jahres mit Bronze beim Masters in Doha (Katar) bewiesen.

Das Vorbereitungs-Trainingslager auf die Grand Slams lief jedenfalls gut. „Wir hatten in Köln internationale Partnerinnen aus Holland und Polen, da konnten wir die Zeit für viele Randoris nutzen“, sagt Scoccimarro, die in den Trainingskämpfen schon Techniken einbauen konnte, die sie einstudiert hatte. „Wir haben in Köln an der Griff-Eröffnung und dem Griffkampf gearbeitet. Sie sitzen noch nicht hundertprozentig, aber ich habe ein gutes Gefühl“, sagt die 23-Jährige.

Als Weltranglisten-Achte ist Scoccimarro bei beiden Grand Slams jetzt an Nummer 2 gesetzt, rutschte in Tiflis noch von Rang vier nach oben, da die französische Delegation aufgrund eines dritten Corona-Falls (zwei hatte es zuvor schon bei einem Trainingslager der Männer gegeben) ihr komplettes Team für Georgien zurückzog. Davon betroffen auch Weltmeisterin Margaux Pinot und die Weltranglisten-Erste Marie-Eve Gahie. Scoccimarro hatte schon vor der französischen Absage gesagt: „Ein besserer Setzplatz ist immer schön, überhaupt einen zu haben, aber schon ein Luxus.“ Gestern gab’s die Auslosung für Tiflis: Das Vorsfelder Judo-Ass startet am Samstag gegen Shaked Amihai (Israel).

Ostersamstag zurück

Es ist für Scoccimarro der Auftakt zu zwei spannenden Grand Slams binnen sieben Tage auf der Zielgeraden Richtung Tokio. Auf dem Heimflug aus der Türkei hätte die Lessienerin dann am Ostersamstag kurz vor der Benennung des Olympia-Kaders natürlich am liebsten gleich zwei Medaillen im Gepäck.

Wolfsburger Allgemeine, Seite 32, 26.03.2021