Auf einmal war es still

Auf einmal war es still

Daniel Heimann hört nach der Saison als Trainer beim Handball-Oberligisten MTV Vorsfelde auf. Der Mannschaft sagte er es vorm Montagabend-Training.

Von Maik Schulze

vor 8 Stunden

Vorsfelde.

Überraschung auf der Trainerbank des Handball-Oberligisten MTV Vorsfelde! Nach sechs Jahren wird Daniel Heimann seinen auslaufenden Vertrag nicht verlängern. Diese Entscheidung traf er nach sorgfältiger Überlegung und im Einklang mit MTV-Manager André Frerichs. Absicht dieser Veränderung an der Seitenlinie der Razorbacks ist es, für frischen Wind zu sorgen.

Kaderplanung ist weit

Die Kaderplanung ist beim MTV weit vorangeschritten, bereits zwölf Spieler haben für die kommende Saison zugesagt, auch Heimann lag ein Angebot vor. „Ich bin sehr dankbar für das Vertrauen. Leider habe ich mich nach mehreren Wochen Bedenkzeit gegen ein weiteres Jahr entschieden“, so der Coach. „Der Abschied wird mir sehr schwerfallen, aber ich habe das Gefühl, dass jetzt der Zeitpunkt gekommen ist. Ich habe hier unendlich viel gelernt. Außerdem habe ich viele tolle Menschen kennengelernt, im Verein, unter den Fans, in der Stadt. Die Erfahrungen werden mich für mein Leben prägen.“

Für ihn sei die Zeit gekommen, Platz für neue Ideen zu machen, „um die zukünftige sportliche Situation weiterhin zu meistern. Der Verein und die Mannschaft brauchen jetzt mehr denn je den Zusammenhalt, der uns immer ausgezeichnet hat. Für mich steht fest, dass der Verein seinen Weg festigen und sich der Handball in Vorsfelde auch zukünftig positiv entwickeln wird.“ Doch er selbst benötige eine Pause: „Zu viel von dem Besten kann dir irgendwann den Geschmack verderben. Ich möchte nicht so ausbrennen, dass ich nie wieder Lust auf diese Sportart habe.“

Auch Frerichs gibt Einblicke in seine Gefühlswelt, er spricht von „sechs sehr intensiven Jahren mit Daniel. An der sportlichen Entwicklung, eng verbunden mit dem derzeitigen Gesicht des Kaders, als auch an den Strukturen rund ums Team hat er erheblichen Einfluss.“ Gerade, dass Heimann über seinen Aufgabenbereich hinaus viel Input gegeben und mitgearbeitet habe, um strukturell zu wachsen, rechne der Manager ihm hoch an: „Nach mehreren intensiven Gesprächen zwischen mir und Daniel hat es sich aber herauskristallisiert, dass es auf eine Veränderung auf der Trainerposition hinauslaufen wird. Ich verstehe und respektiere Daniels Beweggründe für seine Entscheidung.“

Solch eine große Veränderung sei erstmal ungewohnt. Frerichs: „Man kann sich leider nicht darauf vorbereiten. Wir gehen definitiv im Guten auseinander und ich bin mir sicher, dass wir in Zukunft auf anderen Ebenen noch einige Projekte angehen werden.“ Nicht ausgeschlossen, dass Heimann nach einer Pause in Vorsfelde in anderer Funktion wieder einsteigt. „Wir wollen die Strukturen weiter professionalisieren“, sagt Frerichs, der dabei auch die Jugendarbeit im Blick hat.

Für Heimann ist das „noch weit weg. Wir haben uns verständigt, dass wir nicht aus der Welt sind. Fakt ist, dass ich eine Pause mache. Es ist wichtig, dass auch ein gewisser Abnabelungsprozess da ist, aber ich stehe gern mit Rat und Tat zur Seite, wenn gewünscht. Ich möchte aber erstmal eine Sache abschließen.“ Nach der Saison. Bis dahin verspricht er Vollgas: „Jetzt geht noch alle Energie ins Trainer-Dasein!“

Und wie hat die Mannschaft die Nachricht aufgenommen? „Es war erst einmal still“, berichtet MTV-Kapitän Marius Thiele von dem Moment, als Heimann das Team am Montag über seine Entscheidung informierte: „Im Laufe des Trainings wurde die Stimmung dann ein bisschen besser, das gibt auch unsere sportliche Situation her.“

Als Tabellendritter hat Vorsfelde nämlich beste Karten, die direkte Regionalliga-Quali zu packen, sogar im Titelrennen könnten die Razorbacks noch ein Wörtchen mitreden. „Wenn wir noch sechs Punkte holen, sollten wir die Regionalliga sicher haben. Wenn dann mehr gehen sollte, schauen wir mal“, sagt Frerichs.

Für den Manager rückt ab sofort also die Nachbesetzung des Traineramts in den Fokus. „Wir werden uns kurzfristig einen Überblick verschaffen, um der Mannschaft so schnell wie möglich aufzeigen zu können, mit wem es an der Seitenlinie weitergeht. Selbstverständlich haben wir Niemanden in der Hinterhand und hier soll auch nichts übers Knie gebrochen werden. Bestimmte Kriterien und Vorstellungen müssen beidseitig erfüllt werden“, so der Manager.

Die Spiele am Wochenende

In der Oberliga geht’s für Vorsfelde am Samstag (19.30 Uhr) als Tabellendritter zum Sechsten HSG Nienburg. Für Staffelgefährte VfB Fallersleben (auf Platz neun) steht zeitgleich das Spiel bei Schlusslicht SG Börde Handball an. Die Oberliga-Frauen des VfL Wolfsburg bekommen es ebenfalls mit einem Kellerkind zu tun. Der Neunte empfängt am Samstag (18 Uhr) den Vorletzten SG Zweidorf/Bortfeld.

Wolfsburger Allgemeine Zeitung, Seite 25, 21.02.2024