Grand Slam: Scoccimarro ohne Medaille

Judo: Lessienerin verpasst Pool-Finale in Tel Aviv – Ihre Konkurrentin Butkereit macht Boden gut

Konkurrentinnen: Scoccimarro (o.) und Butkereit.foto: Mayorova

Tel Aviv. Zweites Turnier im Olympia-Jahr, aber nicht die erhoffte zweite Medaille für Giovanna Scoccimarro. Das Lessiener Judo-Ass, das für den MTV Vorsfelde startet, musste sich beim Grand Slam in Tel Aviv im Pool-Halbfinale geschlagen geben, hatte somit nichts mit den Podestplätzen zu tun. Dafür setzte sich Scoccimarros nationale Konkurrentin in der Klasse bis 70 Kilogramm in Szene, Miriam Butkereit gewann Silber.

Zum Auftakt des Jahres hatte noch Scoccimarro beim Masters in Doha geglänzt, Bronze gewonnen, in Tel Aviv war sie als Weltranglisten-Achte an Position sechs gesetzt. Von den Top-Kämpferinnen fehlten in Israel nur die Japanerinnen Yoko Ono und Chizuru Arai.

Zum Start wartete die Usbekin Gulnoza Matniyazova auf die 23-Jährige. Scoccimarro diktierte das Geschehen auf der Matte fast durchweg, holte sich erst eine Wertung, siegte dann knapp eine Minute vor Schluss mit Ippon. Danach ging’s gegen Alice Bellandi. Scoccimarro hatte die Italienerin erst im Januar in Doha im Golden Score besiegt, dabei mit einem Uchi-Mata gesiegt, der selbst Bundestrainer Claudiu Pusa begeistert hatte.

Doch diesmal hatte Bellandi das bessere Ende für sich. Scoccimarro ging das Duell zwar selbstbewusst und offensiv an, kassierte aber eine Wazaari-Wertung. Mit dem Vorsprung im Rücken verwaltete die Italienerin die Führung. Die Lessienerin warf nun endgültig alles in den Kampf, doch am Ende rettete sich Bellandi über die Zeit, Scoccimarro verpasste das Pool-Finale. So war der Grand Slam für sie beendet.

Wie schmal der Grat zwischen Triumph und Tragödie beim Judo sein kann, zeigte sich auch am Beispiel von Butkereit. Zum Auftakt sah es aus, als hätte sie gegen die Spanierin Maria Bernabeu das Nachsehen. Doch nach einem Kraftakt zog die Glinderin im Golden Score in die nächste Runde ein – und fand sich unter anderem nach einem Sieg gegen Weltmeisterin Marie-Eve Gahie (Frankreich) letztlich im Finale wieder.

Damit machte Butkereit in der Quali-Rangliste für Olympia zwar Boden gut, doch Scoccimarro bleibt deutlich besser platziert, ihr Vorsprung auf die nationale Konkurrentin hat sich aber auf 540 Punkte halbiert. Nur eine Deutsche ist in Tokio pro Gewichtsklasse dabei. Als Nächstes geht’s für beide am 1. März nach Lanzarote, wo ein dreiwöchiger Konditionsblock fürs deutsche Olympia-Team ansteht. ums

Wolfsburger Allgemeine, Seite 27, 20.02.2021