Scoccimarro bleibt zur Sicherheit zu Hause in Quarantäne

Judo: Trotz negativer Corona-Tests wartet die Lessienerin weitere Ergebnisse ab – Kazan im Mai im Blick

Gekämpft wurde trotzdem: Trotz zahlreicher Corona-Fälle im Vorfeld und der Absage einzelner Nationen, wurde auch die 70-Kilo-Klasse, in der Scoccimarro gestartet wäre, ausgetragen. Foto: Mayorova (IJF)

Lessien. Lessien statt Tiflis und Antalya, Quarantäne unterm Dach statt sich bei Grand-Slam-Wettkämpfen weiter für Olympia zu positionieren: Auch wenn bei Judo-Ass Giovanna Scoccimarro bisher alle Corona-Tests negativ ausgefallen sind, hat sie sich zu Hause bei ihren Eltern sicherheitshalber isoliert. Die 23-Jährige, die für den MTV Vorsfelde startet, hat mal wieder aufregende Tage hinter sich. Leider nicht im Wettkampf, sondern am Rande des Grand Slams in Georgien.

Auf Nummer sicher gehen

Im deutschen Team gab’s Corona-Fälle, eine Sportlerin ihrer Reisegruppe wurde positiv getestet, letztlich sagte das komplette deutsche Team aus Sicherheitsgründen seine Teilnahme ab. Für Scoccimarro ging’s zurück nach Deutschland. Jetzt wartet sie in Lessien die kommende Woche ab, wird sich weiter testen, um auch in Sachen Inkubationszeit auf Nummer sicher zu gehen.

„Ich gehe davon aus, dass bei mir nichts ist“, sagt Scoccimarro. Vor Ort in Tiflis gab’s drei PCR-Tests, die negativ ausfielen, am Samstag war das bei einem Schnelltest ebenfalls so. „Am Dienstag mache ich einen weiteren PCR-Test, am Freitag noch einen Schnelltest“, zählt das Judo-Ass auf. In Lessien ist sie zwar bei ihren Eltern, aber für sich. „Ich habe unterm Dach einen kleinen Bereich, in dem ich mich bewege. Ich habe hier alles, es gibt ein Bad, ein Bett, Essen. Mir geht’s also nicht schlecht“, berichtet Scoccimarro, für die es die zweite längere Quarantäne ist. Vor fast genau einem Jahr gab’s bei der Rückkehr aus dem Trainingslager auf Lanzarote einen Corona-Verdachtsfall im Flieger, infiziert hatte sich die Athletin des MTV Vorsfelde damals zum Glück nicht.

Solange sie in Lessien ist, hält sie sich vor Ort fit, ein Besuch des Olympia-Stützpunktes in Hannover ist zurzeit tabu. Auch Bundestrainer Claudiu Pusa hatte darauf hingewiesen. Die 23-Jährige findet das vernünftig: „Wir sind eine Kontaktsportart, und es kann leichter übertragen werden als man denkt – wie man an Tiflis sehen kann. Es ist so, als ob das ein Superspreader gewesen ist.“ In der Tat: Vorm Grand Slam in Georgien hatte es bereits seit dem 10. März ein großes Trainingscamp gegeben, an dem etwa 1000 Personen beteiligt waren. Insgesamt wird die Zahl der positiven Fälle auf 40 bis 50 geschätzt, doch die Dunkelziffer dürfte erheblich höher sein.

Allerdings lauert die Gefahr überall. Denn: Das deutsche Frauenteam hatte an diesem Camp überhaupt nicht teilgenommen, trotzdem erwischte es eine Sportlerin aus der Reisegruppe von Scoccimarro. Die betroffene Athletin war vorm Abflug noch negativ getestet worden, am Abend sah das dann beim Test in Tiflis anders aus.

Als die Lessienerin am Donnerstag ihr Bändchen erhielt, mit dem signalisiert wird, dass sie ihr Zimmer verlassen darf, bekam sie die Info über die positive Testung der Sport-Kollegin. „Wir sind dann alle gefragt worden, ob wir kämpfen wollen oder nicht. Ich hätte gern gekämpft, mir gewünscht, in Tiflis noch mal zu starten, habe mich auch dafür gemeldet. Aber die Mehrheit wollte nicht“, berichtet Scoccimarro – und hat dafür Verständnis: „Es gibt immer die zwei Seiten der Medaille. Ich mache niemandem einen Vorwurf, der sich gegen die Teilnahme ausgesprochen hat. Was wäre gewesen, wenn sich noch jemand anderes oder auch ich angesteckt hätte?“

Und selbst wenn es eine Mehrheit für einen Start gegeben hätte, wäre Scoccimarro wohl spätestens aus dem Turnier genommen worden, nachdem die Sportlerin ihrer Reisegruppe auch ein zweites Mal positiv getestet worden war.

Wie es jetzt weitergeht im Kampf ums Tokio-Ticket? Scoccimarro hat im Zweikampf mit Miriam Butkereit (TSV Glinde) um den freien Platz in der Klasse bis 70 Kilogramm die Nase vorn in Sachen Olympia-Nominierung. Die wollte der Verband bis zum 7. April dingfest machen, nach den Grand Slams in Tiflis und Antalya (Türkei) – wo Scoccimarro und Co. ebenfalls nicht starten werden. Ob es bei diesem Zeitplan jetzt aber bleibt? Unklar.

Hoffen auf Olympia

„Ich bin auch gespannt, wie es geregelt wird“, sagt Scoccimarro, die als Nächstes einen Start beim Grand Slam in Kazan (Russland/5. bis 7.Mai) im Blick hat. Hundertprozentig planen kann man aber nichts, wie diese Tage wieder zeigen. Was hundertprozentig bleibt, ist ihr Wunsch, bei Olympia dabei zu sein. Sie hofft weiter auf Tokio 2021: „Ich will unbedingt an den Spielen teilnehmen und bin mir sicher, dass die Japaner alles dafür tun werden, dass Olympia stattfindet.“

Wolfsburger Allgemeine, Seite 32, 30.03.2021