Bronzegewinnerin Scoccimarro als Golden Girl vom MTV Vorsfelde gefeiert

Toller Empfang mitten in der Nacht in Hannover: Judoka Giovanna Scoccimarro wurde nach ihrer Rückkehr aus Tokio, wo sie Bronze mit dem Mixed-Team geholt hatte, von Mitgliedern des MTV Vorsfelde, Eltern, Brüdern und Freunden gefeiert. © AP, MTV Vorsfelde

Eine große Delegation empfing Olympia-Bronzemedaillen-Gewinnerin Giovanna Scoccimarro vom MTV Vorsfelde in der Nacht zu Montag auf dem Flughafen in Hannover. Als Golden Girl wurde die Lessienerin gefeiert, fand den Empfang mitten in der Nacht „beeindruckend!“

Erst die riesige Freude, dann ein wenig Stress. Und in der späten Nacht des Sonntags ein großer Empfang. Ruckzuck nach dem Gewinn von Judo-Bronze bei den Olympischen Spielen in Tokio am Samstagmittag deutscher Zeit ging es heim für das deutsche Team und Giovanna Scoccimarro vom MTV Vorsfelde.

Der Empfang am Flughafen in Hannover fiel trotz der späten Uhrzeit gebührend aus, als Scoccimarro, die in Hannover wohnt, durchs Gate kam. Im deutschen Teamdress, mit der Sonnenblume und dem Blütenkranz, die das Team bei der Siegerehrung bekommen hatte, mit der Medaille am Band um den Hals – und überglücklich. Sie fiel ihren Eltern Martina und Domenico, der sich kurzfristig noch frei von der Arbeit genommen hatte, in die Arme. Und ihrem Freund Benjamin, ihren Brüdern Luigi und Federico. Und freute sich über die große Delegation vom MTV, zu der unter anderem die langjährigen Judo-Weggefährtinnen Lisa und Anna Lachetta, Klub-Vorsitzender Lutz Hilsberg, Trainerinnen-Urgestein Daniela Kluge und Vereinsratsmitglieder gehörten.

Rund 20 Personen waren es. Kluge, seit 2005 für den MTV tätig, war gerührt, sagte: „Das war so schön. Giovanna lebt Judo durch und durch. Und durch so eine Sportlerin wird man zum Fan.“ Scoccimarro ist beliebt im Klub – auf dem mitgebrachten Transparent wurde sie – auch wenn sie mit Bronze kam – als „unser Golden Girl“ begrüßt. Soccimarros Mutter Martina: „Das war sehr bewegend, bei ihr flossen die Tränen, als sie uns alle sah.“ Bei den Eltern gingen dann am Montag in Lessien im Laufe des Tages viele Glückwünsche, Karten und kleine Geschenke ein.

Scoccimarro sagte am Montag früh, spürbar müde, aber auch spürbar bewegt: „Wir wurden beeindruckend empfangen in Hannover.“

Es war die erste Olympia-Teilnahme der Lessienerin, die vor drei Jahren eher an 2024 gedacht hatte. Nun war sie schon in Tokio dabei, war Fünfte im Einzel geworden, dann kam noch Bronze. „Von meiner Einzelleistung bin ich immer noch ein wenig enttäuscht“, sagte sie. Jedoch, was sie vor dem Teamwettbewerb noch bezweifelt hatte – „natürlich ist die Medaille jetzt eine kleiner Trost. Ich freue mich, dass wir mit dem Team so saustark waren und diese Medaille erkämpft haben. Diese Teamleistung war beeindruckend, es ist eine historische Medaille.“ Denn der Wettbewerb feierte bei Olympia seine Premiere.

Sie hatte gegen die Mongolei einen Sieg für die deutsche Auswahl beigesteuert, im Kampf um Bronze musste die 23-Jährige gleich als Erste auf die Matte, traf wieder auf Sanne van Dijke, gegen die sie im Einzel im Kampf um Bronze verloren hatte. Scoccimarro verlor erneut, trotz starkem Fight. „Schade, ich war gut eingestellt, bin schon enttäuscht, dass es gegen die gleichen Gegnerinnen wieder nicht gereicht hat“, sagte sie. In der Vorrunde hatte Deutschland gegen Japan verloren, Scoccimarro musste sich da wie im Einzel der späteren Goldgewinnerin Chizuru Arai beugen. Das Team mit 0:1 im Rückstand gegen Holland. Fünf Aktive müssen noch raus. Wie ist das, dann zuzuschauen? „Das war super nervenaufreibend, man kämpft am Rande mit, kann das aber nicht beeinflussen, man freut sich wenn es gut läuft, und der Punkt kommt, ärgert sich mit.“ Es war mehr Freude, eine weitere Niederlage, aber vier Siege sorgten noch für ein 4:2 gegen die Niederlande. Und am Ende durften dann alle jubeln.

Man habe ein „bisschen feiern“ können, zu hören war, dass einige bis morgens um vier Uhr wach waren. Scoccimarro konnte sich endlich kulinarischen Genüssen ungehemmt hingeben. Für ihre Einsätze in der Klasse bis 70 Kilo muss die Athletin, die sich selbst als Naschkatze bezeichnet, immer etwas abnehmen, ihr Normalgewicht ist etwas höher. Nach dem letzten Wettkampf konnte sie zuschlagen. Was gab es? „Typisch japanisch“, sagte sie mit einem Lachen, weil sie diese Kost so sehr mag. „Das noch einmal genießen. Tja. Und dann, bin ich jetzt schon wieder zuhause.“

Wolfsburger Allgemeine, Jürgen Braun, 02.08.2021