Vom Pech verfolgt, kämpferisch wie eh und je, und am Ende…?

Es ist eine seltsame Zeit in der wir uns gerade befinden. Von heut auf morgen hat sich gefühlt alles verändert. Die Welt dreht sich noch genauso schnell und doch fühlt es sich an als würde die Zeit rasen. Jeder empfindet die aktuelle Situation anders. Jeder geht anders mit ihr um.

Wir als Sportler haben die vergangen 1,5 Jahre zugesehen, wie eine Regatta/ein Wettkampf nach dem anderen abgesagt wurde. Im Drachenboot Sport erging es uns da genauso wie vielen anderen Sportarten auch.

Umso glücklicher waren wir, als es hieß, es findet eine Regatta in Minden statt. Eine kleine, aber immerhin eine Regatta.

Jeder der Sport treibt weiß wie schwer es ist die Motivation hoch zu halten wenn man kein Ziel hat. Im Mannschaftssport ist dies nochmal etwas schwieriger. Es sind viele Charaktere, die man vereinen muss. Die man bei Laune halten muss. Mit dieser kleinen Regatta am vergangen Samstag hatten wir nun ein Ziel. Alles sah auch sehr gut aus. Motivation war vorhanden. Wir hatten 12 Leute für die Rennen. Dies wäre genug für ein Small Boat gewesen (10 Paddler, 1 Trommler, 1 Steuermann). Der Steuermann bzw. die Steuerfrau wurden zudem vom Veranstalter aufgrund der Regattastrecke (die „Alte Fahrt“ in Minden) gestellt. Es hätte so gut laufen können.

Ja, hätte. Es kam wie es immer kommt. Dienstpläne und Krankheit. Auf einen Schlag vielen 3 Leute aus. Was nun? Absagen? Nein! Bei uns wird kein Wettkampf abgesagt. Man kann auch mit weniger als 10 Leuten ein solches Boot schnell bewegen. Die Entscheidung stand recht schnell fest, wir starten. Es war ein komisches Gefühl als wir in den Wettkampftag starteten. Die letzte Regatta lag fast 2 Jahre zurück. Dennoch sind wir alle Profi genug um mit jeder Situation entsprechend um zu gehen. Der Wettkampfplan sah vor, dass wir direkt das erste Rennen um 9 Uhr morgens absolvieren durften. Aufgrund unserer Ausfälle disponierten wir um. 8 Paddler (5 Männer, 3 Frauen) mussten nun das Boot bewegen, einer durfte trommeln. Damit waren wir zwar ein wenig benachteiligt, aber Drachenwölfe geben nunmal nicht auf! Der Wettkampfmodus sah

2 x 100m Sprints und 3 x 300m Renn vor. Das erste Rennen lief eigentlich recht gut. Wir haben unsere Gegner zwar nicht geschlagen, waren aber auch nicht weit weg. Knappe Kiste würde man sagen. Eigentlich…wenn das Wörtchen eigentlich nicht wäre. Direkt nach dem Start verletzte sich einer unser Sportler. Für Ihn war der Wettkampftag nach 29sek. beendet. Vom Pech verfolgt…

Wir wären aber nicht die Drachenwölfe, wenn wir den Kopf jetzt in den Sand stecken würden.

Schließlich waren wir ja noch 8 Sportler/innen. Einzig einen Trommler bzw. eine Trommlerin musste jetzt gefunden werden. Mit ein wenig Glück, Bitten und Betteln haben wir auch das geschafft. Jetzt konnte es weiter gehen. Die Zeiten der einzelnen Rennen wurden addiert. Und so hielten wir uns längere Zeit auf Platz zwei. Die lange Pause, die wir alle machen mussten, spürte man nun leider doch. Mit jedem Rennen schwanden die Kräfte. Und wer weiß, vielleicht auch ein wenig der Glaube. Am Ende stand Platz 4 zu Buche. Um ehrlich zu sein, der 4. Platz von 4 Teams in der Klasse der Small Boote.

Man beendete aber keine Erzählung mit einem negativen Gedanken. So auch hier nicht.

Denn das was noch viel mehr zählt als das Ergebnis eines Wettkampfes, der wahrlich unter keinem guten Stern stand, ist die Tatsache, dass wir einen tollen Tag unter Freunden hatten.

Wir konnten gemeinsam Wettkampfluft schnuppern, erzählen, uns austauschen und waren einen ganzen Tag gemeinsam vor Ort. Etwas was wir lange Zeit nicht machen konnten und durften.

Es war ein Gefühl von Normalität. Von etwas, das wie immer war, bevor sich die Zeiten änderten.

Ich persönlich bin sehr froh und stolz über die Leistung meiner Schützlinge. Auch die anderen Mannschaften begegneten uns mit Respekt und Anerkennung angesichts unserer Situation.

Wir haben nie aufgegeben, sind mit wenig Chancen gestartet und haben das Lächeln nie verloren.

Danke Drachenwölfe!

Text von:

Ronny Bürger