Bundestrainer: „Wir sind froh, dass Giovanna schnell ins Nationalteam zurückgekehrt ist“

Zurück im Nationalteam: Giovanna Scoccimarro sah ihren Auftritt beim Grand Slam in Tokio kritisch, Bundestrainer Claudiu Pusa auch viel Gutes.

Giovanna Scoccimarro ist zurück auf der großen Judo-Bühne. Die Lessienerin ging mit ihrem Comeback selbstkritisch um, der Bundestrainer ist aber erst einmal froh, dass die 25-Jährige wieder im Nationalteam dabei ist – und sah auch viel Positives.

Tokio. Zurück auf der großen Bühne – und das ausgerechnet in Tokio, wo Giovanna Scoccimarro 2021 Olympia-Fünfte wurde und mit dem Team Bronze gewann. Ein schöner Ort fürs Grand-Slam-Comeback nach ihrem Kreuzbandriss, den sich die Lessienerin, die für den MTV Vorsfelde startet, in Paris im Februar zugezogen hatte. Mit sich selbst ging die 25-Jährige dann nach ihrer Rückkehr hart ins Gericht. „Leider ist mein Comeback meines Erachtens nach nicht sonderlich gut gelaufen und ich bin sehr unzufrieden mit meinem Auftreten“, sagte sie nach dem Aus gegen die Schwedin Ida Eriksson.

Niederlage im Golden Score

Ein Freilos, dann der Kampf gegen die Skandinavierin, der im Golden Score mit 3:2 Bestrafungen verloren ging. „Etwas Positives gibt es aus meiner Sicht leider nicht zu sagen“, so Scoccimarro. „Aber vielleicht sehe ich es auch zu selbstkritisch.“

Worüber der Bundestrainer froh ist

Da ist sicherlich etwas dran. Die Lessienerin, die ab jetzt um Quali-Punkte für Olympia 2024 in Paris kämpft, kann noch nicht auf dem Niveau sein, das sie vor ihrer Verletzung hatte. Frauen-Bundestrainer Claudiu Pusa weiß das. Für ihn standen erst einmal andere Dinge im Vordergrund. „Leider konnte Giovanna im ersten Kampf nicht zeigen, was sie letztendlich draufhat. Ich bin trotzdem froh, gesehen zu haben, dass auch im Training und Wettkampf Knie und Körper sehr gut funktionieren, nichts gestört hat. Ihr Kopf ist frei.“

Wettkampf-Routine fehlt

Natürlich fehle es unter anderem noch an Explosivität und einer spezifischen Härte. Aber das liege eben auch an der fehlenden Wettkampf-Routine. „Wenn du zwei-, dreimal gekämpft hast, wird das immer besser. Ich bin überhaupt nicht unzufrieden mit ihrem ersten Wettkampf nach der langen Verletzungspause“, so Pusa.

Der Bundestrainer freut sich erst einmal über Scoccimarros zügige Rückkehr nach der schweren Verletzung. „Giovanna hat in der Rehabilitation große, positive Sprünge gemacht. Ihre Genesung verlief schneller als normal.“ Bei einem ersten Wettkampf-Test im November in den Niederlanden holte sie Gold – und auch, wenn dort keine Top-Nationen am Start waren: „Für den Einstieg war das super. Sie hat Selbstbewusstsein und Selbstsicherheit getankt. Jetzt sind wir froh, dass Giovanna schnell ins Nationalteam zurückgekehrt ist“, sagt Pusa.

Jetzt wartet das Masters

Zurzeit befindet sich Scoccimarro mit dem Team noch in einem Trainingscamp in Japan, am Donnerstag kehrt sie nach Hannover zurück. Ihr nächster Einsatz steht auch schon fest: Kurz vor Weihnachten startet die Lessienerin beim Masters in Jerusalem (20 . bis 22. Dezember). Die 25-Jährige wird sich dafür auch selbst Hausaufgaben geben: „Ich muss auf jeden Fall daran arbeiten, wieder viel aktiver den Kampf zu gestalten und deutlich mehr anzugreifen. Ich habe immer viel zu lange gewartet und nicht im Ansatz wie vor der Verletzung gekämpft.“

Von Maik Schulze, WAZ 05.12.2022