Mit den Fans im Rücken soll die Überraschung glücken

Handball-Oberligist MTV Vorsfelde hofft gegen Lehrte auf Unterstützung von den Rängen.

Von den Rängen im Eichholz soll der entscheidende Schub kommen, damit der MTV Vorsfelde (beim Wurf Jannic Steinke) gegen den Lehrter SV besteht. Helge Landmann regios24

Kilian Symalla


Vorsfelde Die „Razorbacks“-Fans sind gefordert: Für zwei, drei Tore seien die Zuschauer in der Eichholz-Sporthalle gut, meint Daniel Heimann. Der Trainer des MTV Vorsfelde setzt im Spitzenspiel der Handball-Oberliga auf die Unterstützung von den Rängen. Am Samstag, zur Primetime um 18.30 Uhr, empfängt der MTV den Lehrter SV.

Der spielerisch-taktische Erkenntnisgewinn aus der Begegnung mit dem TV Bissendorf-Holte war begrenzt. Aussagen über das Leistungsvermögen des MTV-Aufgebots ließen sich nach dem ersten Heimspiel der Saison kaum machen. Trotzdem nahmen die Verantwortlichen viel mit aus dem 30:30-Remis gegen den Dritten der Vorsaison. Die „Razorbacks“ verfügen über eine beeindruckende Moral – aufzugeben ist für den MTV keine Option. Binnen weniger Minuten glichen die Vorsfelder gegen den TV einen Rückstand von sechs Toren aus und sicherten sich immerhin einen Zähler. Einen nicht unerheblichen Anteil am Punktgewinn hatten die MTV-Fans. Der Eichholz wurde zum Hexenkessel. Das Heimteam zündete und der Funke sprang auf die Tribüne über. Die Halle kochte in der Schlussphase gegen Bissendorf-Holte.

Ein ähnliches Szenario malt sich Vorsfelde-Coach Heimann auch für den Heimauftritt gegen Lehrte aus. „Wenn wir in Schwierigkeiten sind, helfen uns die Zuschauer sehr“, erklärt Heimann. „Im Handball passiert viel im Kopf. Die Fans können eine gewisse Schärfe und Dringlichkeit ins Spiel bringen.“ Der Support sei Treffer wert, betont der MTV-Trainer. „Die Zuschauer in Vorsfelde ‘werfen’ Tore.“

Voraussetzung für das Aufkommen einer Hexenkessel-Stimmung ist jedoch, dass die Vorsfelder auf dem Spielfeld liefern – ein aussichtsloser Rückstand, und das Publikum ist machtlos. Heimann fordert deshalb: „Wir müssen die gleiche Einstellung wie gegen Bissendorf-Holte haben.“ Das Ziel: Die Begegnung mit dem SV offen halten. „Wir wollen Lehrte müde spielen. Oft entscheiden die Kraftreserven.“

Gegen Lehrte kommt viel Arbeit auf die Vorsfelder zu. „Das wird ein intensives Spiel“, betont Heimann. Sowohl offensiv als auch defensiv werde seinem Team alles abverlangt. Der SV verteidigt sehr energisch, lässt dem Gegner kaum Zeit. „Lehrte attackiert früh, deckt offensiv“, sagt Heimann. „Wir dürfen keinen Standhandball spielen.“ Der MTV-Coach will schnelle Spielzüge sehen. „Wir wollen den Ball laufen lassen, beweglich sein.“

Den Weg durch die Lehrter Deckung zu finden, ist jedoch nur ein Teil der Herausforderung. Der Schlüssel zum Sieg dürfte für den MTV in der eigenen Abwehrarbeit liegen. Denn der SV verfügt über Offensivqualitäten wie nur wenig andere Mannschaften in der Liga. Vermutlich ist nur Meister Hannover-Burgwedel individuell so gut besetzt wie Lehrte.

„Der SV ist ein echtes Kaliber“, warnt MTV-Mannschaftsführer Marius Thiele. „Lehrte war schon in der vergangenen Spielzeit sehr gut und hat sich noch mal super verstärkt.“ Ein Neuzugang ragt heraus: Louis Ewert. Nach zwei Jahren beim TSV Burgdorf II kehrte der Rückraumspieler nach Lehrte zurück und führt die SV-Offensive an. „Ewert ist der vielleicht beste Halblinke der Oberliga“, sagt „Captain“ Thiele.

Neben dem Rückkehrer sorgt Tobias Ratsch für Torgefahr aus dem Rückraum. Insgesamt zwölf Tore erzielte Ratsch an den ersten beiden Spieltagen. „Der Lehrter Rückraum hat eine außergewöhnliche Qualität“, sagt Heimann. Er warnt aber davor, sich zu sehr auf die beiden Shooter zu fixieren. „Der SV ist sehr ausgewogen besetzt.“ Decke man die Einzelkönner im Rückraum eng, ergebe sich Raum für andere, erklärt Vorfeldes Trainer. „Ausschalten können wir Ewert und Ratsch nicht.“ Heimanns Plan, um Lehrte zu stoppen: „Wir müssen einen sicheren Block stellen und brauchen Torhüter, die einen guten Tag haben.“

Aber vielleicht entdeckt das Vorsfelder Publikum gegen Lehrte am Samstag ja auch seine Defensivqualitäten und „wirft“ nicht nur zwei, drei Tore, sondern verhindert auch welche.


Wolfsburger Nachrichten – Gifhorner Rundschau, Seite 30, 14.09.2023