Der MTV und die Meisterchance

Handball-Oberliga: Vorsfelde muss auf einen Patzer vom Primus hoffen und selber siegen.

Nach der Saison ist für den Routinier Schluss: Marius Thiele wechselt vom Feld in eine andere Rolle. Helge Landmann regios24

Michael Theuerkauf


Vorsfelde Der Türspalt hat sich nochmal leicht geöffnet. Weil Oberliga-Spitzenreiter TV Bissendorf-Holte völlig überraschend die erste Heimniederlage der Spielzeit hat einstecken müssen, darf sich der MTV Vorsfelde zwei Spieltage vor Saisonende wieder Hoffnungen machen, Oberliga-Meister zu werden und in die 3. Liga aufzusteigen. Der Traum platzt jedoch, wenn die „Razorbacks“ am Samstag beim amtierenden Meister Handball Hannover-Burgwedel Punkte liegen lassen.

Nur zwei Punkte liegen die Vorsfelder nun hinter Bissendorf-Holte. „Rechnerisch ist die Meisterschaft möglich“, merkt Marius Thiele an. Der MTV-Kapitän gibt jedoch zu bedenken: „Wir haben es nicht mehr in eigener Hand. Bissendorf-Holte hält die besseren Karten.“ Der Spitzenreiter hat nicht nur zwei Punkte Vorsprung, sondern auch das leichtere Restprogramm: Ein Heimspiel gegen die HSG Nienburg und einen Gastauftritt beim HSV Warberg/Lelm. „Wenn wir es realistisch betrachten, müssen wir davon ausgehen, dass Bissendorf-Holte seine Spiele gewinnen wird“, sagt Thiele. Die Vorsfelder lauern jedoch, warten auf ihre Chance. „Wir wollen da sein, wenn wir die Möglichkeit haben.“

Von Vorteil sei, dass der MTV am Wochenende vorlegen könne, erklärt Thiele. „Wenn wir bei Hannover-Burgwedel gewinnen, halten wir den Druck auf Bissendorf-Holte aufrecht.“ Die Begegnung der „Razorbacks“ in Burgwedel startet eine halbe Stunde vor dem TV-Heimspiel gegen Nienburg. Vorsfelde kann im Fernduell vorlegen.

Wird der Ligaprimus nochmal nervös? MTV-Teammanager André Frerichs traut Nienburg einen Auswärtssieg in Bissendorf zu. „Die HSG ist an guten Tagen auf Augenhöhe mit den Spitzenteams. Vielleicht überraschen sie uns in Bissendorf.“

Für die Eberstädter liegt der Fokus aber zunächst auf der eigenen Begegnung. Denn: Sollte der MTV in Burgwedel nicht ans Leistungslimit gehen, stehen die Siegchancen schlecht. Der Vorjahresmeister hat zwar nachgelassen, verlor zuletzt in Warberg, doch hat HHB noch immer viel Qualität. MTV-Mannschaftsführer Thiele tritt die Favoritenrolle im Duell des Vierten gegen den Zweiten gerne ab. „Hannover-Burgwedel ist ein Klasseteam. Wir sind nicht ohne Chance, aber eher der Außenseiter.“

Dass in Yannik Schilling ein dritter Stammspieler neben Lasse Giese und Jannic Steinke ausfallen wird, macht die Aufgabe für den MTV noch schwerer. Der Kreativspieler zog sich erneut einen Muskelfaserriss in der Wade zu – den zweiten innerhalb weniger Wochen. „Wir haben einen großen Kader und können einzelne Ausfälle kompensieren. Das macht den Charakter der Mannschaft aus“, betont Thiele. „Aber wenn Topspieler fehlen, schwächt uns das.“

Während Schilling, Giese, Steinke und Co. zeitnah zurückkehren werden, ist für Thiele selbst Schluss nach der Saison. Der langjährige MTV-Kapitän tritt ab dem Sommer handballerisch kürzer, bleibt dem Team aber in anderer Rolle erhalten. „Marius wird unser Management unterstützen“, berichtet Vorsfeldes Sportchef Frerichs. Falls dann doch mal Not am Mann sein sollte, wird der Rückraumspieler auch auf dem Feld helfen. „Marius hat ab Sommer den Standby-Status“, sagt Frerichs. Auch die übrigen Mitglieder der Thiele-Familie bleiben beim MTV. Jürgen Thiele verlängerte als Co-Trainer und Jannis Thiele arbeitet nach zweijähriger verletzungsbedingter Auszeit an einem Comeback in der kommenden Saison.

Wolfsburger Nachrichten – Gifhorner Rundschau, 02.05.2024, S. 30