Trotz des Trainingslager-Abbruchs will Scoccimarro wieder liefern

Judo – Grand Slam: Kurzes Vergnügen in Österreich – Lessienerin startet morgen in Tel Aviv

Toller Start ins Jahr: Scoccimarro will dem Masters-Bronze eine weitere Medaille folgen lassen.Foto: IJF

Tel Aviv. Sportlich hätte das Jahr für Giovanna Scoccimarro nicht besser starten können. Beim Judo-Masters in Doha (Katar) untermauerte die Lessienerin, die für den MTV Vorsfelde startet, ihren Anspruch, im Olympia-Sommer in Tokio Deutschland in der Klasse bis 70 Kilogramm zu vertreten. In der Weltrangliste kletterte sie vor dem Grand Slam in Tel Aviv dank ihrer Bronze-Medaille auf Platz acht. Olympia kann kommen, wenn Olympia kommt.

Fokus halten

Noch immer gibt es in Zeiten der Pandemie heftige Zweifel an der Austragung. Die Corona-bedingt um ein Jahr verschobenen Spiele in der japanischen Hauptstadt sind vom 23. Juli bis 8. August angesetzt. Die Verantwortlichen um IOC-Präsident Thomas Bach rechnen aber aktuell fest damit, dass die Spiele stattfinden können. Sich bei all den Diskussionen aufs Sportliche zu fokussieren, alles andere ausblenden – gar nicht so leicht für die Athleten. „Man bekommt schon einiges mit, aber ich versuche, es nicht so aktiv zu verfolgen“, sagt Scoccimarro, die nur eines beeinflussen kann: ihre Leistung.

Und die will sie morgen (Eurosport 1 überträgt von 16 bis 18 Uhr live) in Israel wieder abrufen. Von beute bis Samstag ist Tel Aviv Schauplatz der zweiten Station auf der diesjährigen IJF-Word-Tour.

Scoccimarro ist am Sonntag mit Rückenwind in den Flieger gestiegen. „Der Erfolg in Doha war schon wichtig. Nach dem Misserfolg bei der EM war ich natürlich enttäuscht und wollte beim nächsten Wettkampf alles besser machen“, berichtet die 23-Jährige. „Umso glücklicher bin ich natürlich, dass ich bei so einem hohen Turnier einen Podestplatz belegen konnte und bereits eine Medaille im Olympia-Jahr habe. Der Nachweis ist immer noch mal wichtig.“

Nach Doha standen für die Lessienerin zwei Trainingslager an. Das erste in Mittersill (Österreich) Ende Januar war international besetzt, sollte für ein Stück weit Normalität auf dem Weg nach Tokio sorgen. Doch es wurde ein Stück weit Normalität in Zeiten der Pandemie. Nur einen Tag nach Ankunft der 200 Profisportler aus 13 Nationen einigten sich der Österreichische Judoverband (ÖJV) und das Land Salzburg darauf, das Trainingslager abzubrechen. Es sei zwar nicht genehmigungspflichtig gewesen, da die Veranstaltung unter die Profisport-Regelung falle und war laut der Verordnung des Gesundheitsministeriums erlaubt.

Aber: „Aufgrund der aktuellen Entwicklungen im Land beziehungsweise in der Region sind wir in Abstimmung mit den lokalen Behörden zum Entschluss gekommen, das Trainingslager dennoch vorzeitig zu beenden“, sagte ÖJV-Präsident Martin Poiger.

Scoccimarros Teamkollegin Luise Malzahn postete bei Facebook zu diesem Thema: „Die Argumentation ist sicherlich richtig, doch stellt sich für uns Athleten natürlich die Frage, ob man zu dieser Erkenntnis nicht schon zwei Tage eher hätte kommen können – nämlich bevor man acht Stunden durch die Bundesrepublik fährt und drei Corona-Tests binnen vier Tagen absolviert?“ Diese „Tage zeigten einmal mehr, wie flexibel man in der aktuellen Situation sein muss und so mache ich mich getrost wieder auf den Heimweg und freue mich wieder auf meine heimische Matte, auf der ich keine kalten Füße habe“.

Wunsch: Wieder aufs Podest

Anfang Februar gab’s für Scoccimarro und die deutschen Judoka dann einen Lehrgang in Köln zur Vorbereitung auf den Grand Slam Tel Aviv. Immerhin: „Das ist soweit gut verlaufen“, sagt die Lessienerin, die in Israel wieder aufs Podest möchte. Zum Auftakt trifft sie dabei auf Gulnoza Matniyazova (Usbekistan), topgesetzt im Pool der Lessienerin ist die Weltranglisten-Dritte Margaux Pinot aus Frankreich.

Wolfsburger Allgemeine, Seite 28, 18.02.2021