Scoccimarro holt Bronze in unsere Region

Das Judo-Ass des MTV Vorsfelde wuchs im Landkreis Gifhorn auf und gewann nun in Tokio Edelmetall.

BRONZE-TEAM: Die deutschen Judoka mit Giovanna Scoccimarro (Sechste von links) vom MTV Vorsfelde belegten bei der Premiere des neuen Wettbewerbs Platz 3. Harry How Getty Images

Wolfsburg Das allerletzte bisschen Kraft Giovanna Scoccimarros bekam das Edelmetall zu spüren. Die 23 Jahre alte Judoka des MTV Vorsfelde überprüfte mit einem Biss, ob das, was ihr da gerade im japanischen Tokio von den Würdenträgern um den Hals gehängt worden war, wirklich das war, wonach es aussah: Eine. Olympische. Bronzemedaille. Diese hielt Scoccimarros Überprüfung stand. Der Traum war Wirklichkeit geworden.

Am Sonntagabend landete die in Ehra-Lessien im Landkreis Gifhorn aufgewachsene Athletin auf dem Flughafen in Hannover und wurde von ihren Brüdern empfangen. Das Judo-Ass, das in Hannover arbeitet und für den MTV Vorsfelde startet, war in Tokio im Einzel in der Klasse bis 70 Kilogramm auf Rang 5 gelandet und darüber enttäuscht. Nun entschädigte das Edelmetall im neuen Mixed-Teamwettbewerb dafür.

Aus der VW-Stadt gab es im Anschluss Gratulationsworte aus der Politik und Verwaltung. „Herzliche Glückwünsche an Giovanna Scoccimarro, deren Teilnahme an Olympia nun doch noch mit einer Medaille belohnt wurde. Es freut mich für sie persönlich, für ihren Heimatverein MTV Vorsfelde und natürlich den Sport in Wolfsburg insgesamt, bei dem nach den Monaten unter Corona solche Leistungen Zuversicht wecken und das sportliche Selbstbewusstsein stärken können und werden“, sagte Monika Müller, die Stadtdezernentin.

Oberbürgermeister Klaus Mohrs richtete aus: „Ich freue mich sehr, dass Wolfsburg mit einer erfolgreichen Olympionikin in Tokio vertreten ist – ein tolles Aushängeschild für den Sport in Wolfsburg.“

In einem der beiden kleinen Finals besiegten die deutschen Judoka am Samstag die Niederlande mit 4:2. Der Deutsche Judo-Bund (DJB) beendet die Spiele in Japan damit mit drei Medaillen – zwei mehr als 2016 in Rio de Janeiro. Im Einzel zuvor hatten der Rüsselsheimer Eduard Trippel in der Gewichtsklasse bis 90 Kilogramm Silber und die Ravensburger Weltmeisterin Anna-Maria Wagner (Klasse bis 78 Kilogramm) ebenfalls Bronze gewonnen.

Im Teamwettbewerb, bei dem pro Runde bis zu je drei Männer und Frauen für eine Mannschaft auf die Matte gehen, hatten die Deutschen zum Auftakt das Flüchtlingsteam des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) mit 4:0 besiegt und im Viertelfinale gegen Japan mit 2:4 verloren. Scoccimarro ging darin wie bereits im Einzel gegen die spätere Goldmedaillengewinnerin Chizuru Arai geschlagen von der Matte.

Durch einen 4:2-Erfolg über die Mongolei in der Hoffnungsrunde, zu dem auch die Vorsfelderin einen Sieg beisteuerte, qualifizierten sich die Deutschen noch für einen der Bronze-Kämpfe.

BISSTEST: Giovanna Scoccimarro (hinten links). Franck Fife AFP

In dem kam dann auch die wegen einer Ellenbogenverletzung bis dahin geschonte Wagner zum Einsatz. Nach einer Energieleistung besiegte sie die niederländische WM-Dritte Guusje Steenhuis durch Waza-ari und sorgte so für die deutsche 2:1-Führung. Zuvor hatten Scoccimarro gegen Europameisterin Sanne van Dijke (wie im Einzelkampf um Bronze) verloren und Dominic Ressel gegen Ex-Weltmeister Noel Van T End im Golden Score gewonnen. Karl-Richard Frey verlor zwar gegen Henk Grol, die WM-Dritte Theresa Stoll sorgte mit ihrem Sieg im Golden Score über Sanne Verhagen aber für die Vorentscheidung. Sebastian Seidl machte gegen Tornike Tsjakadoea ebenfalls im Golden Score dann alles klar.

„Die Truppe, die wir hier zusammen haben, ist ein Stück weit etwas Besonderes“, hatte DJB-Sportdirektor Hartmut Paulat schon vor dem finalen Auftritt im Kampfsport-Tempel Nippon Budokan gesagt. „Sie ist über den vergangenen Olympia-Zyklus zusammengewachsen und hat schon mehrfach gezeigt, dass gerade im Teamwettkampf Potenziale freigesetzt werden können, die man im Einzelkampf vielleicht nicht immer sieht.“

In Tokio reichte das schon im Viertelfinale gegen die mit fünf amtierenden Olympiasiegern angetretenen Japaner, gegen die das DJB-Team bereits 2:0 führte und laut Paulat einen „sehr, sehr starken Kampf“ zeigte, fast zur Überraschung – und über den kleinen Umweg Hoffnungsrunde am Ende dann tatsächlich noch zur Medaille, die von Scoccimarro erst einmal auf ihre Bissfestigkeit überprüft wurde.

Wolfsburger Nachrichten, Leonard Hartmann, Dirk Kühn und Agenturen, 02.08.2021