Zu geschwächt: Gegen die Weltmeisterin kommt für Scoccimarro das Aus

Viel unterwegs: Giovanna Scoccimarro eilte zuletzt von Wettkampf zu Wettkampf.

Zuletzt jagte sie von Wettkampf zu Wettkampf, erzielte dabei fast ausnahmslos gute Ergebnisse. Nur beim Grand Slam in Antalya kam für Judo-Ass Giovanna Scoccimarro nun früh das Aus. Dafür gibt es aber Gründe.

Antalya. Es war ein intensiver März – mit einem kleinen Ausläufer in den April – für Giovanna Scoccimarro. Dreimal war die Judoka des MTV Vorsfelde bei Grand Slams am Start, einmal ging’s zu einem European Cup nach Rom (Italien). Im Wochenrhythmus stand sie auf der Wettkampf-Matte. Den Abschluss bildete der Grand Slam in Antalya. In der Türkei war für die 25-Jährige in der Kategorie bis 70 Kilogramm bei ihrem letzten Start vor der WM-Nominierung bereits in Runde zwei Endstation – aber das hatte seine Gründe.

Aufholjagd

Scoccimarro und die Aufholjagd ums Olympia-Ticket für Paris 2024: Nach auskuriertem Kreuzbandriss Ende 2022 hatte die Lessienerin noch keinen so vollgepackten Monat wie den jüngsten März. Kein Wunder: Sie muss punkten, um in der Qualifikations-Rangliste zu klettern und ihre nationale Teamkollegin Mariam Butkereit (Halle) noch zu überholen. Mit Platz fünf beim Grand Prix in Taschkent (Usbekistan) und Rang drei beim Grand Slam in Tiflis (Georgien) sammelte sie Punkte, machte Boden gut. Ihr Sieg beim gut besetzten European Cup in Rom – vor ihrem Start in Georgien – brachte zwar kaum Punkte, dafür aber reichlich Selbstvertrauen.

Mit Bronze aus Tiflis im Gepäck ging es für das MTV-Ass nun direkt weiter nach Antalya. Dort hatte sie alles andere als Losglück, schon in Runde zwei wartete die zweifache Weltmeisterin und Weltranglisten-Erste Barbara Matic – und in diesem Duell war Scoccimarro längst nicht mehr im Vollbesitz ihrer Kräfte. Bereits im Vorfeld kränkelte die 25-Jährige ein bisschen. „Als ich am Mittwoch in der Türkei gelandet bin, hatte ich schon Gliederschmerzen“, berichtet die Lessienerin.

Probleme vorm Wettkampf

Kein Training am Mittwoch, kaum Training am Donnerstag. Die Ruhe schien die Wende zu bringen, denn am Freitag „habe ich mich wieder gut gefühlt und mein Gewicht abgeschwitzt“, berichtet Scoccimarro, die dem Bundestrainer grünes Licht für einen Start am Samstag gab. Das sah am Wettkampf-Morgen dann wieder anders aus. „Ich bin wach geworden mit Magen-Darm-Problemen, musste bereits um 5.40 Uhr aufstehen, weil um 8 Uhr schon Wettkampfbeginn war.“

Scoccimarro trat dennoch an – und musste gegen die Brasilianerin Alexia Casthilhos direkt in die Verlängerung. „Ich habe den ersten Wettkampf noch so über die Bühne bekommen und im Golden Score mit Wazarai gewonnen.“ Dann wartete die Weltranglisten-Erste Matic. „Ich konnte keine Kräfte mehr mobilisieren, weil es mir, ich sage es ganz ehrlich, so dreckig ging. Das war ganz einfach das Problem“, berichtet die Lessienerin. Die Kroatin gewann das Duell in der Schlussminute dank zweier Wertungen, wurde später erst im Finale von der Japanerin Saki Niizoe besiegt.

Klettertour

In der Weltrangliste kletterte Scoccimarro, die noch bis Mittwoch in der Türkei bleibt, um drei Ränge auf Platz 13. Das hilft, um die Chance auf einen Setzplatz bei Turnieren zu erhöhen. In der Rangliste fürs Olympia-Ticket liegt die Lessienerin mit 689 Punkten auf Platz 23, von der achtplatzierten Butkereit (1555) trennen sie derzeit 866 Zähler. Bei der anstehenden WM (7. bis 14. Mai in Doha) könnte die Lessienerin reichlich Boden gutmachen – wenn sie dabei ist.

Nach Ostern geht es Mitte April für einige Tage zur Vorbereitung auf die Weltmeisterschaft ins Trainingslager nach Kienbaum. Ob Scoccimarro nach Katar fliegt, sollte sich innerhalb der nächsten zwei Wochen entscheiden. „Die Kriterien sind meinerseits erfüllt. Jetzt warte ich noch auf die finale Nominierung.“ Dass in Asien mit ihr zu rechnen ist, wenn sie im Vollbesitz ihrer Kräfte ist, hat sie im intensiven März jedenfalls immer wieder bewiesen.

Von Maik Schulze, WAZ 03.04.2023