Der Mann am Mikro: Stefan Köhn ist die Stimme der Vorsfelder Handballer

Eingespieltes Duo: Livestream-Kommentator Stefan Köhn (l.) ist froh, mit Dustin Andres einen Handball-Experten bei den Vorsfelder Heimspielen an seiner Seite zu haben. © Roland Hermstein/Boris Baschin

Wer am Samstag nicht live beim Spitzenspiel zwischen dem MTV Vorsfelde und den SF Söhre dabei sein kann, der kann sich per Livestream die Handballer ins Wohnzimmer holen – inklusive Stefan Köhn. Er kommentiert die MTV-Heimspiele.

Er ist die Stimme der Vorsfelder Handballer. Dabei war Handball gar nicht sein Ding. Doch was will man machen, wenn der Trainer der Nachbar der Patentante ist und man selbst von einer Kommentatoren-Karriere träumt? Jetzt sitzt Stefan Köhn bei den Heimspielen des Oberligisten am Mikrofon beim Livestream für sportdeutschland.tv. So auch am Samstag (18.30 Uhr; Livestream: https://bit.ly/3LqI6T9), wenn Spitzenreiter SF Söhre zu Gast im Eichholz ist.

Wer denkt, der Job des 26-Jährigen beginnt mit An- und endet mit Abpfiff, der irrt gewaltig. Köhn bereitet sich quasi wie ein Spieler vor. „Am Montag beginnt die Arbeit.“ Er schaut mit seinem Vorsfelder Kompagnon Dustin Andres beim Training vorbei. Der ist sozusagen sein Handball-Lexikon. „Dustin ist Handballexperte durch und durch. Er hilft. Ich stelle dumme Fragen, aber moderieren und kommentieren bekomme ich dann schon hin“, lacht der Sachbearbeiter bei VW.

Längst ist das Vorsfelder Stream-Team (mit insgesamt fünf Mann) bei allen in der Oberliga-Mannschaft beliebt, auch wenn der Kommentator und Moderator MTV-Kapitän Marius Thiele und Co. auf der Suche nach Antworten auf „10 unnütze Fragen“ quält – für Einspieler während des Streams. Denn 08/15-Berichterstattung ist nicht sein Ding. Längst sind auch Live-Interviews im Angebot. „Ich habe den Jungs gesagt, wir können das für unsere Liga doch einzigartig aufziehen“, sagt der Danndorfer.

Am Ende stecken 10 bis 20 Stunden Vorbereitung in jedem Livestream. „Wir investieren viel, damit die Leute, die vor der Kamera sitzen und Geld bezahlen, gut unterhalten werden. Bis jetzt kommt es tatsächlich super an“, freut sich der Mann am Mikro. Feedback gibt’s bei Instagram, andere Klubs und Spieler werden angeschrieben, so Werbung gemacht. In Corona-Zeiten wird der Stream gut angenommen. Über 100 Zuschauende saßen zum Auftakt schon am Bildschirm, ein Spielticket kostet 4,50 Euro. „Für uns sind die Zahlen perfekt.“

Jetzt auch auswärts unterwegs

Halbe Sachen sind nicht sein Ding. Deshalb beschränkt sich Köhn mit seinem Team seit dem letzten Spieltag nicht nur auf die Heimspiele. Es ging mit den Handballern zur Auswärtspartie nach Lehrte. Da wird zwar nicht komplett live gestreamt, „aber wir wollen jetzt regelmäßig unseren Instagram-Kanal bespielen. Zwischenstände, aber auch Videos von Siebenmetern und Spielzügen liefern.“ Mit auf die Reise nach Lehrte ging auch ein Pokal. Den haben Köhn und Konsorten für den Spieler des Spiels organisiert. Die Auszeichnung ist heiß begehrt, auch beim Gegner. Es spricht sich rum. In Lehrte bekam sie beispielsweise Gian Luca Kleinertz. „Er hat sich gefreut wie ein kleines Kind“, so Köhn.

Das galt beim letzten Heimspiel auch für ihn selbst. Andres hatte mitbekommen, dass die Partie MTV Vorsfelde gegen VfL Hameln Köhns 150. Einsatz als Kommentator war. Der wurde im Live-Interview mit MTV-Spieler Michel Sperling überrascht. „Da gab’s dann für mich Trikot, passende Socken und einen kleinen Pokal. Da musste ich kurz mit den Tränen ringen. Aber ich war gleich wieder im Interview-Fieber.“

150 Einsätze

150 Einsätze? Richtig gehört. Denn Köhn, der übrigens bei Fußball-Kreisklassist SV Eischott spielt, kommentiert auch bei Magenta-Sport die 3. Fußball-Liga. Er hatte vor Jahren bei einer Veranstaltung zufällig einen Mitarbeiter des Senders kennengelernt. „Der meinte nur: Du gehörst ans Mikro!“ Da landete er auch. Selbst eine schwere Erkrankung, die sich über die beiden vergangenen Jahre erstreckte, konnte seine Karriereträume nicht stoppen. „Ich habe dem Krebs die Rote Karte gezeigt. Da war dann Party-hard angesagt“, sagt der 26-Jährige, der seinen Traum weiter verfolgt, hauptberuflich ans Mikro möchte: „Eins Tages will ich die Fußball-Bundesliga kommentieren.“ Er ist auf dem besten Wege. Bei Magenta kommt demnächst schon einmal Eishockey hinzu – „inklusive Spiele der Grizzlys“.

Aber am Samstag zählt erst einmal der Handball. Vorsfeldes Spitzenspiel gegen Söhre. Köhn verspricht: „Und das mit vollem Herzen!“

Fallersleben-Spiel fällt aus

Staffelgefährte VfB Fallersleben muss hingegen erneut zuschauen, das Auswärtsspiel bei der HSG Schaumburg-Nord, das eigentlich am Wochenende angesetzt war, fällt wegen Corona-Fällen beim Gastgeber aus. VfB-Coach Mike Knobbe, in dessen Team auch Anfang des Monats Spieler positiv getestet worden waren, betont: „Mit uns hat das diesmal nichts zu tun.“ Dass Fallersleben schon wieder unfreiwillig spielfrei hat, findet der Trainer natürlich nicht gut: „Das macht so keinen Spaß. Man bereitet sich auf etwas vor, das dann nicht stattfindet.“ Auch das Spiel des kommenden VfB-Gegners Duderstadt fällt an diesem Wochenende aus. Knobbe: „Man muss gucken, ob die in der nächsten Woche überhaupt zu uns kommen.“

Wolfsburger Allgemeine, Sportbuzzer, 11.02.2022, Maik Schulze