Als Fallersleben hofft, schlägt Vorsfelde eiskalt zurück

Handball-Oberliga: Der MTV besiegt den VfB im packenden Stadtduell. Viele Emotionen, tolle Tore, eine klasse Aufholjagd und eine späte Entscheidung.

Vorsfelde.
In der Handball-Oberliga ging der MTVVorsfelde als ungeschlagener Spitzenreiter ins
Stadtduell gegen den VfB Fallersleben – und im vollen Eichholz bewiesen die Razorbacks:
Sie können auch Derby! In einem mitreißenden, teils hektischen und phasenweise
hochdramatischen Derby gab es einen verdienten 35:31-(17:13)-Erfolg der Vorsfelder
gegen aufopferungsvoll kämpfende Fallersleber Lions.


„Ausverkauft“
Derby-Zeit im Eichholz: Die Parkplätze draußen vor der Halle bis auf den letzten Platz
besetzt, auch in den Seitenstraßen Blechkolonnen. In der Halle meldete MTV-Trainer
Daniel Heimann bei „weit über 600 Zuschauern ausverkauft“. Seine Vorsfelder gingen mit
breiter Brust ins Derby, aber auch der VfB hatte durch den jüngsten Sieg gegen den HSV
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Warberg/Lelm wieder Selbstvertrauen getankt. Und: Derby kann der VfB. Drei der
bisherigen vier Duelle hatte das Team von Mike Knobbe gewonnen, erwischte auch am
Samstag den besseren Start. Knapp eine Minute war gespielt – da stand’s schon 2:0 für
die Gäste. Am Ende die einzige Fallersleber Führung.


Vorsfelde drehte das Spiel schnell, zog auf 8:4 (14.) davon, dann biss sich der VfB wieder
ran. „In der ersten Halbzeit waren wir im Angriff zu nachlässig und haben viele
technische Fehler gemacht“, so Heimann. Der VfB verkürzte auf 12:13 (26.), hatte durch
Paul Perl (Latte) und Phil Hornke (drüber) Chancen zum Ausgleich. „Wir haben in den
entscheidenden Phasen immer wieder Fehler gemacht“, ärgerte sich Knobbe. Jetzt war
der MTV wieder da. Mit Zusammenspiel und individueller Klasse. Milan Vuckovic und
Lasse Giese (per Dreierpack) erhöhten auf 17:13 zur Pause. Jetzt war der Spitzenreiter auf
Kurs. Vorsfeldes einzige Sorge vor Beginn der zweiten Hälfte schien da die
Bierversorgung zu sein. Das Flaschenbier war alle – aber am Zapfhahn floss es weiter.


„Wir wollen uns nicht abschlachten lassen, das Spiel solange wie möglich offen halten“,
hatte sich Knobbe im Vorfeld gewünscht. Und sein Team tat ihm den Gefallen. Auch,
wenn Lars Hoffmann direkt nach Wiederanpfiff zum 18:13 traf, der MTV bis zur 45.
Minute mit 27:23 vorn lag – es wurde nochmal spannend. Und hektisch. Die Strafzeiten
nahmen zu. „Das Spiel war getragen von Emotionen“, so Heimann. Von den insgesamt 14
Zeitstrafen wurden zehn in den letzten zwanzig Minuten verteilt (drei für den VfB, sieben
für den MTV), auch eine kurze Diskussion zwischen den beiden Trainern gab es, da
Knobbe ständig seine Coaching-Zone verlassen habe, erklärte Heimann. Aber es blieb
letztlich im Rahmen. Derby eben.


Perl – am Ende mit zehn Treffern Top-Torschütze des Derbys – belohnte in der 52.
Minute die lange VfB-Aufholjagd mit dem 28:28 per Siebenmeter. Heimann: „Da haben
die Fallersleber kurz am Sieg geschnuppert.“ Exakt 68 Sekunden. Der MTV schlug im
Stile einer Spitzenmannschaft direkt zurück. Hoffmann vom Punkt und Jannis
Frädermann, der drei seiner sechs Tore in der Crunchtime warf, ließen die Razorbacks
per Doppelschlag auf 30:28 (53.) davonziehen. Noch einmal durfte der VfB nach dem
29:30 durch Kris Behrens hoffen, dann machte Vorsfelde endgültig den Deckel drauf. Am
Ende hatte der MTV wieder seine 35 Tore (im Schnitt) pro Spiel erzielt.


Als die Partie 19 Sekunden vor Schluss schon entschieden war, nahm Heimann noch eine
Auszeit, das hatte wütende Zwischenrufe aus dem Fallersleber Fanpublikum zur Folge.
„Wir haben noch eine lange Saison, am Ende geht es vielleicht um Tore, das wollte ich
meiner Mannschaft nochmal sagen. Ich wollte damit niemanden demütigen“, betonte
der MTV-Coach.


„Alles abverlangt“
Und gedemütigt musste sich auch niemand fühlen. Vorsfelde hat die Derby-Hürde vor
seinen Topspielen gemeistert, bleibt Spitzenreiter. Aber auch der VfB überzeugte, darf
trotz der Niederlage mit Blick auf die eigene Leistung positiv nach vorn schauen.
„Fallersleben hat ein sehr gutes Spiel gemacht“, lobte Heimann die Gäste. Knobbe sagte:
„Wir konnten das Spiel nicht einmal drehen, deswegen hat Vorsfelde auch verdient
gewonnen. Aber wir haben dem MTV alles abverlangt, damit hat keiner gerechnet.“


MTV: Weber, Stefani – Vuckovic (4), Wiegner (1), Steinke (2), Mbanefo (2), Thiele (2),
Sievert (1), Giese (8), Frädermann (6), Schilling (1), Hoffmann (8/1), Ludwig.


Von Von Maik Schulze und Carlotta Hofmann, WAZ 20.11.2023, Seite 27